Selma Fleischhacker, geb. Silberbach

  • Geburtsdatum: 14.10.1887
  • Geburtsort: Schötmar (heute Bad Salzufflen)
  • Wohnort:

    Herzogstraße 25, Wülfingstraße 19a, Alsenstraße 24

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Selma Silberbach wurde am 14. Dezember 1887 in Schötmar, heute ein Teil der Stadt Bad Salzufflen, geboren. Über ihre Kindheit, Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt, aber sie heiratete den Fotografen Karl Fleischhacker aus Elberfeld und lebte mit ihm in der Herzogstraße 25. Kinder scheint das Paar nicht gehabt zu haben.

Selma Fleischhackers Schwiegervater, Liebmann Fleischhacker, ein frommer Jude, hatte 1876 mit der Erleichterung des Gemeindeaustritts durch den Reichstag die orthodoxe jüdische Gemeinde „Adass Israel“ in Elberfeld gegründet und einen Betsaal in der Luisenstraße angemietet – allerdings traten die orthodoxen Juden aus der liberalen Hauptgemeinde nie förmlich aus, sondern blieben ihr verbunden.

Das Fotogeschäft und -atelier von „Carl“ Fleischhacker hatte, wie alle anderen Betriebe jüdischer Eigentümer, unter den Boykottaktionen und Diskreditierungen der Nationalsozialisten schwer zu kämpfen. 1935 erschien auch sein Name mit Adresse und Branche im 1935 erschienenen antijüdischen „Boykottheft“ der NSDAP (S. 10). Im Zuge der antijüdischen Gewaltaktionen im November 1938 wurde auch Karl Fleischhacker, wie sein Neffe Alfred, verhaftet und war nach einer kurzen Haft im Polizeigefängnis Elberfeld im Konzentrationslager Dachau für mehrere Wochen festgehalten.

Erst das Adressbuch 1940/41 verzeichnet Karl Fleischhacker – und damit auch seine Frau Selma – an einer anderen Adresse: Wülfingstraße 19a. Dies scheint eine Zwangsunterkunft für Jüdinnen und Juden gewesen zu sein, weil dort die Namen auffallend vieler jüdischer Bewohnerinnen und Bewohnter auftauchen. Auf der Deportationsliste für Minsk findet sich dann noch eine weitere Adresse: Alsenstraße 24. Auch dies wird kein freiwilliger Umzug gewesen sein.

Am Montag, den 10. November 1941 schließlich wurden Selma Fleischhacker und ihr Mann Karl vom Bahnhof Wuppertal-Steinbeck aus in das Ghetto von Minsk gebracht. Dieses Ghetto war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Selma Fleischhacker war 54 Jahre alt, als man sie deportierte.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 11281 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk