Egon Wallach
Egon Wallach wurde am 4. September 1937 in Kelz im Kreis Düren, im Heimatort seiner Mutter Hildegard, geb. Wolff, geboren. Sein Vater Richard stammte aus dem nahen Lechenich. Egon Wallach war noch sehr klein, als seine Eltern mit ihm zunächst nach Karlsruhe und nur wenig später nach Krefeld umzogen. Ob dies immer freiwillig geschah oder schon im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Wohnraumpolitik geschah, ist nicht eindeutig. Zuletzt wohnte die kleine Familie in Wuppertal-Elberfeld im Haus Sophienstraße 12. Diese Adresse findet sich auf der Namensliste für die Deportation nach Minsk – im Wuppertaler Adressbuch von 1940/41 ist sie indes nicht verzeichnet.
Das Haus Sophienstraße 12 gehörte ursprünglich der jüdischen Familie Heimann, den Gründern und Eigentümern des großen Kaufhauses „Gebrüder Kaufmann“ in der Herzogstraße (heute C & A). Die Vermutung liegt nahe, dass der Familie Wallach eine Unterkunft in diesem Haus zugewiesen wurde.
Nicht weit entfernt, in der „Straße der SA“ 43 (heute Friedrich-Ebert-Straße), wohnten Paula Wallach und ihre Schwägerin Fanny, geb. Jäcker, denen vor ihrer Enteignung das Wäschegeschäft Jäcker gehört hatte. Ob die beiden Damen Wallach, die beide aus Duisburg stammten, mit den Wallachs aus dem Kreis Düren verwandt waren, ist nicht klar
Ob verwandt oder nicht: Sie alle mussten sich am Montag, den 10. November 1941, zum Bahnhof Steinbeck begeben, ausgestattet mit Gepäck und Proviant. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden der Vierjährige mit seinen Eltern und den beiden Frauen Wallach aus der vormaligen „Königstraße“ 43 nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Egon Wallach war vier Jahre alt, als man ihn deportierte.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk