Frieda Karfiol

  • Geburtsdatum: 09.02.1874
  • Geburtsort: Offenbach
  • Wohnort:

    Wall 29, Von-der-Tann-Straße 1 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 15.05.1944
  • Todesort: Vernichtungslager Auschwitz

Frieda Karfiol wurde am 9. Februar 1874 in Offenbach geboren. Über ihre Herkunftsfamilie ist nichts bekannt, auch nicht, wann sie ins Wuppertal kam. Verheiratet war sie mit dem acht Jahre älteren, in Glogau in Niederschlesien (heute Głogów in Polen) geborenen Karl. Auch über ihn ist nichts dokumentiert.

Auf dem jüdischen Friedhof an der Hugostraße existieren zwei einzelne Gräber mit dem Namen „Karfiol“: J. Karfiol, geboren 1859 und gestorben am 7. Juni 1911 (Grabstelle M 39) und ein Leopold Karfiol, geboren am 18.9.1855, gestorben am 8.7.1921 (Grabstelle N 43), aber ob das Verwandte der Eheleute Frieda und Karl Karfiol sind, ist nicht sicher.

Das Adressbuch Wuppertal von 1934 nennte die Adressen Wall 29 für den Kaufmann Karl Karfiol, eine weitere, die Herzogstraße 29, als Adresse für das Geschäft seiner Frau Frieda. Vielleicht war dies eine Filiale. Das Adressbuch 1935 weist ein Geschäft für „Kurz-, Weiß- und Wollwaren“ mit der Adresse „Adolf-Hitler-Straße 48“ aus, eine private Wohnung mit der Adresse Wall 29. Diese Adresse wird auch schon im Adressbuch von 1928 genannt.

Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ aus dem Jahr 1935 ist Karl Karfiol als Eigentümer des „Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäfts“ mit der Adresse „Hermann-Göring-Straße 36, die früher Walther-Rathenau- und heutige Neumarkstraße gelistet.

Möglicherweise hatte das Ehepaar Karfiol Kinder: Aus der Datensammlung der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal geht hervor, dass am 8. April 1897 ein Samuel Karfiol in Elberfeld geboren wurde, am 17. August 1902 ein Louis Karfiol, ebenfalls in Elberfeld. Während Louis Karfiol, der im Haus Bleichstraße 20 wohnte (die Straße gibt es heute nicht mehr, weil sie im Teilabschnitt der Bundesallee zwischen Bembergstraße und Hofaue aufgegangen ist), überlebt zu haben scheint, fiel Samuel dem Holocaust zum Opfer. Offenbar hatte er versucht, nach Frankreich zu entkommen, wurde aber dort verhaftet und über das Durchgangslager Drancy bei Paris mit Convoi Nr. 70 nach Auschwitz deportiert, wo er irgendwann nach dem 27. März 1944 ermordet wurde.

Frieda Karfiol und ihr Mann Karl mussten, nachdem der Mieterschutz für Juden aufgehoben war, in das Haus der Familie Kann in der Von-der-Tann-Straße 1 umziehen. Dort lebten außer der Eigentümerin noch Hedwig Levy, Jenny Rosenberg und Louis Stein.

Sie alle, also sechs Personen, mussten sich am Montag, den 20. Juli 1942, zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Dort wurden insgesamt 271 Menschen – aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus, zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten, bevor sie am nächsten Morgen mit einem großen Transport von nahezu 1000 Personen zum Ghetto Theresienstadt verbracht wurden.

Am 10. Oktober 1942 kam Frieda Karfiols Mann Karl dort um, vor Hunger, Entkräftung, mangelnder medizinischer Versorgung oder anderer Misshandlungen. Sie selbst hielt noch so lange aus, bis sie am 15. Mai 1944 mit einer großen Deportationsaktion in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verbracht und vermutlich sofort ermordet wurde.

Sie war 70 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt