Anna Kupperschlag, geb. Isaac

  • Geburtsdatum: 20.08.1894
  • Geburtsort: Solingen
  • Beruf: Krankenschwester
  • Wohnort:

    Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße – zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 16.10.1944
  • Todesort: Vernichtungslager Auschwitz

Anna Isaac wurde am 20. August 1894 in Solingen geboren. Ihr Vater war der Kaufmann Nathan Isaac (1859-1932), Inhaber einer Filiale des Konfektions- und Textilwarengeschäfts Gebr. Alsberg, Köln. Von 1910 bis 1914 lebte Anna Isaac in Köln, wo sie vermutlich eine Ausbildung zur Kauffrau machte, und in den Jahren 1919 und 1920 war sie für mehrere Monate in Leipzig. Später arbeitete sie als Abteilungsleiterin im Geschäft ihres Vaters. Beim Amtsgericht Solingen war sie über mehrere Jahre als Schöffin berufen und zeichnete sich dort durch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn aus.

Am 17. Oktober 1923 heiratete sie den am 1. März 1888 in Barmen geborenen Kaufmann Josef Kupperschlag, der im folgenden Jahr von seinem Schwiegervater als Prokurist in die Firma aufgenommen wurde. Am 3. März 1925 und am 20. November 1926 bekam das junge Paar Nachwuchs: Ruth und Marion kamen zur Welt.

Als Nathan Isaac im Jahr 1932 starb, wurden sein Sohn Karl, Annas Bruder, und sein Schwiegersohn Josef in der Nachfolge persönlich haftende Gesellschafter.

Nach der Machtübernahme im Jahr 1933 gingen die Geschäftstätigkeiten der Firma Alsberg spürbar zurück, und mit Datum vom 30. September 1936 wurde der Betrieb eingestellt. Annas Bruder Karl emigrierte im September 1936 mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Brasilien, Anna und ihre Familie blieben in Solingen. Josef versuchte, als Handelsvertreter Geld zu verdienen, aber trotz seiner Bemühungen musste die Familie in eine kleinere Wohnung umziehen, in die Klemens-Horn-Straße 15.

Während des antijüdischen Pogroms im November 1938 drang der entfesselte Mob in die Wohnung der Kupperschlags ein und zerstörte dort fast den gesamten Hausrat. In Panik geraten, schickten Anna und Josef Kupperschlag ihre Töchter nach Holland, wo sie zunächst in einem Flüchtlingsheim lebten, aber nach Kriegsausbruch kamen die Mädchen bei einer Familie in Amsterdam unter, wo sie noch bis 1941 eine Gewerbeschule besuchen konnten.
Anna und Josef wurden unterdessen zu Beginn des Jahres 1939 dazu bestimmt, das Jüdische Altersheim in Wuppertal zu leiten, weil Anna angeblich eine geprüfte Krankenschwester sei. Also zogen beide zwangsweise in das Haus Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße) in Elberfeld.

Dort wuchs die Zahl der Bewohner ständig an, und im Jahr 1942 lebten auf engstem Raum bereits über 70 meist ältere Personen zwangsweise zusammen. Am 20. Juli 1942 mussten sich Anna und Josef Kupperschlag zum Bahnhof Steinbeck begeben, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden. Alle jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altersheim mussten sich ebenfalls auf dem Bahnhof einfinden. Unter den von Wuppertal Deportierten befanden sich acht weitere Solinger, hinzu kamen sechs bis dahin noch in Solingen lebende Juden und Jüdinnen.

Zweieinhalb Jahre später, am 16. Oktober 1944, wurden Anna und Josef Kupperschlag vom Ghetto Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz verbracht und dort vermutlich sehr bald ermordet. Anna war 50 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt