
Ernestine Bernthal
Ernestine (genannt Erna) Bernthal, wurde am 8. April 1892 in Elberfeld geboren. Sie noch vier Schwestern: Else, Hedwig, Hildegard und Margarethe. Im Adressbuch ist die Adresse des Vaters Julio Bernthal mit Wall 26 angegeben, und auch Erna Bernthal ist als „Gesangslehrerin“ dort aufgeführt.
In der „Allgemeine Zeitung des Judenthums“ vom 28.6.1918 ist die Besprechung eines Konzerts abgedruckt, das in der Elberfelder Synagoge zugunsten notleidender Elberfelder Kriegerfamilien“ gegeben wurde und bei dem auch Erna Bernthal auftrat: „Hennie Herz, Erna Bernthal, Lotte Gottgetreu und Alfred Strauß brachten Sologesänge zu Gehör. […] Der Mezzosopran der begabten Erna Bernthal hat durch das ersichtlich eifrige Studium beträchtlich gewonnen. Ihr sicheres musikalisches Ausdrucksvermögen brachte die Arie „Jehova sieh“ (Händel) zu trefflicher Gestaltung. Hoffentlich tritt die junge Künstlerin im nächsten Konzertwinter häufiger vor die Öffentlichkeit, sie hat die Berechtigung dazu mit schönem Fleiß errungen. Lotte Gottgetreu […] und Erna Bernthal vereinigten ihre sich trefflich zusammenfügenden Stimmen im Elias-Duett „Zion streckt seine Hände aus“.
1928 starb Ernas Vater Julio. Er war über 33 Jahre, von 1876 bis 1909, „mit unermüdlichem Eifer“ ehrenamtlicher Dirigent des Synagogenchors gewesen, wie Rabbiner Dr. Joseph Norden in seinem 1910 erschienen Aufsatz über die Geschichte der jüdischen Gemeinde erinnerte.
Erna wohnte nun offensichtlich allein im Haus Wall 26, denn im nationalsozialistischen „Boykottheft“, erschienen vermutlich 1935, wird sie als selbständige Gesangslehrerin mit dieser Adresse verzeichnet.
1938 ging Ernas Schwester Hilde Bernthal nach Prag, kam von dort aus ins Ghetto Theresienstadt und schließlich nach Raasiku bei Reval in Estland, eine Tötungsstätte, wo sie ermordet wurde – niemand weiß genau, wann das war.
Am 10. November 1941 wurde Erna Bernthal mit weit über 200 anderen Jüdinnen und Juden aus dem Bergischen Land in das Ghetto Minsk in Weißrussland deportiert und wurde vermutlich am 15. November 1941 in Minsk oder in Maly Trostinez erschossen.
Heinz Schiefel, der Sohn von Erna Bernthals Schwester Margarethe, besaß ein Tondokument mit der Stimme von Erna Bernthal aus dem Jahr 1938, das er seinem Sohn Mathias Schiefel übereignet hat.
Bildnachweis
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal, Akten für Wiedergutmachung 246457, 246458, 12107; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Genisa