Julius Marx
Julius Marx wurde 1893 als Kind der Eheleute Joseph und Sara Marx, geb. Berg, in Bendorf im Kreis Koblenz geboren. Seine Großeltern väterlicherseits waren Moses und Regina Marx, gen. Wolf. Julius‘ älterer Bruder Max war zwei Jahre zuvor ebenfalls in Bendorf geboren, sein jüngerer Bruder Simon Josef kam in Solingen zur Welt, wohin die ganze Familie gezogen war. Als die Brüder noch klein waren, 1899, starb die Mutter Sara. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof am Estherweg bestattet.
Vermutlich nach dem Tod seiner Frau zog Josef Marx mit seinen drei kleinen Söhnen nach Elberfeld und betrieb dort eine Bäckerei in der Friedrichschulstraße 11, später in der Zollstraße 9.
Offenbar lebte hier auch seine Schwägerin, Emma Marx, geb. Lichtenstein. Sie starb im Februar 1932 und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg bestattet (Feld I, Reihe III).
Julius Marx nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde nach einer Verletzung mit dem Verwundetenabzeichen geehrt. Während sein Bruder Max Schneider wurde und Simon das väterliche Handwerk des Bäckers erlernte, studierte Julius Chemie.
In der Zeit des Nationalsozialismus erlitt die Familie die üblichen antijüdischen Schikanen. Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 wurde Josefs Bäckerei aufgeführt und ebenfalls der Name seines Sohnes Julius mit dessen Berufsbezeichnung „Chemiker“ und der Adresse Schubertstraße 6 in Heckinghausen (S. 18).
Am 4. November 1937 wurde Julius Marx vom Landgericht Wuppertal wegen so genannter „Rassenschande“ zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Lüttringhausen absaß. 1939 heiratete er die bereits 50jährige Hanna Glasenapp und zog mit ihr in die Ronsdorfer Straße 11. Später wohnte dort auch die unverheiratete Schwester seiner Frau, Käte Glasenapp.
Am 26. Oktober 1941 mussten sich Julius und seine Frau von dem Vater verabschieden, denn sie wurden in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź) deportiert, und auch seine Schwägerin Käte musste mit. Im Ghetto wurden die drei mit weiteren Deportierten in die Kollektivunterkunft Fischstraße 21, Zimmer 11, eingewiesen. Julius Marx musste im Ghetto sein Arbeitsbuch mit der Nummer 198/179050 abgeben. Am 9. Mai 1942 versuchte Julius Marx seine „Ausreiseaufforderung“ mit dem Hinweis auf seine Kriegsverdienste und seine Arbeitsstelle zurückzustellen zu lassen. Letztlich blieben seine Versuche erfolglos. Am 12. Mai 1942 erhielt er keine Lebensmittelrationen mehr und wurde am selben Tag zusammen mit seiner Frau und seiner Schwägerin Käte Glasenapp mit dem IX. Transport aus dem Ghetto von Łódź in die Vernichtungsstätte Chełmno gebracht und dort am 13. Mai 1942 ermordet.
Er war 49 Jahre alt.
Auch Julius` Brüder wurden ein Opfer des Holocaust:
Simon, der in der Felsenstraße 4 eine Bäckerei betrieb, wurde am 8. Mai 1942 verhaftet. Man inhaftierte ihn zunächst im Polizeigefängnis Wuppertal und verbrachte ihn am 26. Oktober 1942, genau ein Jahr nach Julius` Deportation, in das Konzentrationslager Mauthausen, wo er schon am 8. November 1942 umkam, ob durch Erschöpfung wegen der schweren Zwangsarbeit, die die Häftlinge dort verrichten mussten, oder brutale Gewalt, ist nicht sicher zu sagen.
Max wurde nach einem Prozess wegen angeblicher „Rassenschande“ 1939 zu einer Haftstrafe verurteilt, die später in Konzentrationslagerhaft umgewandelt wurde. Er kam am 10. Dezember 1941 im Konzentrationslager Groß-Rosen um. Die Urne mit seiner angeblichen Asche wurde am 19. Januar 1942 im Grab seiner Tante Emma beigesetzt. Ungewiss ist, ob sein Vater Josef und seine Brüder dabei waren. Möglich war es.