Manfred Josef Potasnik

  • Geburtsdatum: 18.05.1930
  • Geburtsort: Wuppertal
  • Wohnort:

    Hofaue 78, Brunnenstraße 19a, Grünstraße 37, Haspeler Schulstraße 4

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Manfred Josef Potasnik wurde am 18. Mai 1930 in Elberfeld geboren. Seine Eltern waren der Schneidermeister Moses Potasnik aus Zduńska Wola in Polen, der vor seiner Geburt, noch unter dem assimilierten Namen „Martin“ Potasnik, einen Schneidereibetrieb in der Südstraße 2c eröffnet hatte. Als Manfred Josef Potasnik geboren wurde, besaß sein Vater einen Schneidereibetrieb in der Hofaue 78 und in der Brunnenstraße 19a in der Elberfelder Nordstadt. Geschwister scheint Manfred Potasnik nicht gehabt zu haben.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten auch die Potasniks unter Druck. Die Maßschneiderei der Eltern wurde boykottiert und im antijüdischen „Boykottheft der NSDAP mit dem Namen „Potasnick“ und der Adresse Grünstraße 37 verzeichnet (S. 21).

Ob die Familie von der so genannten „Polenaktion“ am 28. Oktober 1938, also von der Abschiebung jüdischer Bürger polnischer Staatsangehörigkeit an die deutsch-polnische Grenze betroffen war, ist nicht belegt. Gleichwohl wird diese Maßnahme und die bald darauf folgende antijüdische Gewalt Anfang November 1938 sie erschreckt und eingeschüchtert haben.

Nicht klar ist, wann und warum Manfred Potasniks Vater in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert wurde. Was mit ihm am Ende geschah, haben er und seine Mutter aber nicht mehr erfahren:

Am Montag, den 10. November 1941, mussten sie sich, versehen mit all ihrem Gepäck und mit Proviant für mehrere Tage, am Bahnhof Steinbeck einfinden. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden Mutter und Sohn nun nach Minsk deportiert.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Manfred Josef Potasnik war elf Jahre alt, als man ihn deportierte.

Sein Vater Moses wurde im Februar 1943 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk