Bernhard Nathan

  • Geburtsdatum: 15.05.1876
  • Geburtsort: Elten (heute Emmerich)
  • Beruf: Metzgermeister
  • Wohnort:

    Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße – zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 28.10.1944
  • Todesort: Vernichtungslager Auschwitz

Schon vor 1840 lebten Juden in Elten, denn der Metzgermeister David Salomon Nathan wurde im März 1840 in Elten geboren. Er betrieb eine Metzgerei in Elten am Marktplatz (die jetzige Metzgerei Bröder). Sein Sohn Bernhard, geboren am 15. Mai 1876 als einziger Sohn unter vier Schwestern, der das gleiche Handwerk gelernt hatte, übernahm die Metzgerei seines Vaters.

Wie gut er in die Gesellschaft Eltens eingeführt war, zeigt die Wahl Bernhard Nathans als geachteter und anerkannter Bürger in den ersten Vorstand als stellvertretender Vorsitzender des 1928 gegründeten Bürger-Schützenvereins Elten. Die Eltener Juden lebten in einem guten Verhältnis mit den anderen Bürgern Eltens.

Aus der Chronik des Schützenvereins geht hervor, dass die politischen Veränderungen im Jahre 1933 auch verschiedene Änderungen in den Satzungen erforderlich machten. Der 2. Vorsitzende Bernhard Nathan bat, von seiner Wiederwahl abzusehen. Sein Nachfolger wurde 1934 Gefreiter Gerhard Holtkamp.

Im Januar 1935 hatte Bernhard Nathan wahrscheinlich gehofft, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Denn der Metzgermeister schloss einen Lehrvertrag mit Theodor Jansen über eine Lehrzeit ab. Die Ortsgruppe der NSDAP hatte offensichtlich Mühe, über lange Jahre gewachsene menschliche Bindungen in der Bevölkerung zu durchbrechen und ihre judenfeindlichen Ziele durchzusetzen. Ein hetzerischer Artikel in der „National Zeitung“ vom 13. August 1935 macht deutlich, dass Bernhard Nathan auch jetzt noch ein anerkannter und integrierter Bürgere des Ortes gewesen sein muss:

Die Juden machen sich breit.

Wenn nun schon einmal aus allen Gegenden Deutschlands Berichte über ein erneutes Sichbreitmachen und über das provozierende Hervortreten von Juden vorliegen, warum sollte man da in Elten zurückstehen, so dachte folgerichtig der Eltener Jude Nathan, ein besonders würdiger Vertreter seiner Rasse.

Gedacht, getan. Er legte ein festtägliches Gewand an, um den Königsball des Bürgerschützenvereins mit seiner Anwesenheit zu beehren.

Und nun kommt das Beschämende an der ganzen Sache, dass, nachdem seit mehr als zweieinhalb Jahren in Deutschland der Nationalsozialismus an der Macht ist, in Elten die Erkenntnis immer noch nicht durchgedrungen zu sein scheint, dass ein Jude im Kreise deutscher Volksgenossen in keinem Falle geduldet werden kann.

Vielmehr empfand „man“ die Anwesenheit des Juden auf dem Schützenfest kaum als zum mindesten ungehörig, und erst auf dringende Vorstellungen einiger später auf dem Fest erschienen Parteigenossen, konnte man sich dazu verstehen, den Juden zum Verlassen des Festes aufzufordern, was dieser sich im übrigen in seiner typisch dickfelligen Art erst mehrere Male glaubte mitteilen lassen zu müssen, ehe er der Aufforderung Folge leistete.

Wir können uns beschränken mitzuteilen, dass geeignete Maßnahmen getroffen sind, um derartige Vorkommnisse für die Zukunft unmöglich machen.

Denn 1937 musste Metzgermeister Bernhard Nathan sein Geschäft aufgeben und der Lehrling Theodor Jansen seinen Ausbildungsbetrieb wechseln.

Warum Bernhard Nathan, vermutlich Anfang 1941, in das ehemalige Altersheim der jüdischen Gemeinde Wuppertal-Elberfeld in der damaligen Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße) umzog, ist nicht klar. Sicher aber ist, dass er sich am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck begeben musste, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden. Alle jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altersheim, über 70 Personen, mussten sich ebenfalls auf dem Bahnhof einfinden.

Am 28. Oktober 1944 verbrachte man Bernhard Nathan vom Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz und ermordete ihn vermutlich unmittelbar nach seiner Ankunft dort.

Seine Schwestern Sabina, Johanna, Julie sowie Rosalie, verh. Levie mit Mann und zwei Töchtern kamen in den verschiedenen Vernichtungslagern ums Leben. Auch seine Nichte Sophie hat die NS-Herrschaft nicht überlebt.

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