Eugen Auerbach
Eugen Auerbach wurde am 5. August 1898 als Sohn von Max Auerbach und seiner Frau Paula, geb. Gordon in Elberfeld geboren. Dort wuchs er gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern Rudolf und Alfred in einem Haus an der Aue auf. Nachdem er im Ersten Weltkrieg freiwillig gedient hatte, studierte er von 1919 bis 1925 Musik und Musikwissenschaft in München, unter anderem bei Alfred Lorentz, Adolf Sandberger und Hermann von der Pfordten. Parallel dazu studierte er außerdem von 1923 bis 1927 Komposition bei Hans Gerhard.
Nach dem Ende seines Studiums blieb er in München an der Arcisstraße 43 wohnen, wo er sein Geld als Komponist und Musiker verdiente. Er schrieb zum Beispiel Variationen über „Ännchen von Tharau“ für Klavier. Auch für Erika Manns Kabarett „Die Pfeffermühle“ war er tätig und vertonte z.B. ihr Lied über die Dummheit: „Der Leute Hirn verklebe ich, / ich nag an der Substanz. / Von ihrem Stumpfsinn lebe ich, / es ist ein toller Tanz. / Besonders bin ich eingestellt, / auf Herren, die regier’n. / Und die auf dieser ganzen Welt / mich freudig akzeptier’n.“ (1934)
Am 1. Januar 1934, genau ein Jahr nach der Gründung der Pfeffermühle in München, fand in Zürich die Premiere des zweiten Exilprogramms statt. Es stand unter dem Motto Kaltes Grauen. Nur mehr fünf Stücke waren aus der Münchner Zeit übrig geblieben. Das neue Programm enthielt mindestens zwei Glanzrollen von Therese Giehse: Die Krankenschwester und Die Dummheit. „Die schaurigste Nummer war die Dummheit, dargestellt von Therese Giehse“, erinnerte sich Erika Mann rückblickend. „Therese stand zu diesem Zweck auf einem kleinen Sockel, monumental, wie von Daumier entworfen, und hatte an ein rosafarbenes Babykleid, eine strohfarbene Perücke. Sie sah aus, wie die personifizierte und grauenerregende Dummheit und sang meinen, von Eugen Auerbach vertonten Text. Diese Nummer erregte besonderen Anstoß bei den deutschen Regierungsvertretern.“ (zitiert nach: Helga Keiser-Hayne, Beteiligt euch, es geht um eure Erde, 1990)
Therese Giehses einzigartige Darstellung von Erika Manns Text über den Aufstieg und Fall der Dummheit hinterließ bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck. Auch der Philosoph und Schriftsteller Ludwig Marcuse schwärmte im Januar 1934 im Pariser Tageblatt in Bezug auf „die Giehse“ von einem unvergleichlichen Kabaretterlebnis: „Wer sie gesehen hat, für den ist das Wort Dummheit kein Abstraktum mehr: sondern die bekannteste, unvergesslichste, fürchterlichste Person.“
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, flüchtete Eugen Auerbach nach Paris. Dort wurde er allerdings verhaftet und 1944 mit dem Konvoi Nummer 63 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er vermutlich sofort ermordet wurde.
Eugen Auerbach wurde 46 Jahre alt.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal