Karoline Lea Strauss, geb. Fischel

  • Geburtsdatum: 28.11.1888
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Wohnort:

    Distelbeck 21

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Karoline Fischel wurde am 28. November 1888 als zweites Kind von Victor Fischel und seiner Frau Helene, geb. Baumann geboren. Ihr Bruder Hans war ein Jahr älter als sie, die kleine Schwester Antonie fünf Jahre jünger.

Ihr Großvater Benedikt Fischel war um 1850 mit seiner Frau nach Elberfeld gekommen. Er stammte aus Vallendar am Rhein und die Großmutter aus Simmern im Hunsrück. Benedikt Fischel betrieb ein Kaffee- und Tee-Engrosgeschäft, das sich in der Osterfelder Straße befand, wo auch die Familie wohnte. Dort kamen Karoline Fischels Vater und seine Schwestern zur Welt. Victor Fischel war das jüngste Kind und der einzige Sohn, geboren am 16.11.1856.

Als Lina Fischel zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter Helene. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof an der Weißenburgstarße (R-3,17). Im Jahr 1900 heiratete der Vater erneut, und zwar die 30-jährige Auguste Wulff, die nun als junge Frau mit drei kleinen Kindern zurechtkommen musste. Bald wurden weitere Geschwister geboren, alles Mädchen: Gertrud 1901, Hanna Felicitas 1904 und schließlich Ruth.

Karolines Vater war Gründer der Firma „Victor Fischel“. Mit dieser Firma vertrat er, gemeinsam mit seinem Sohn Hans und der Tochter Gertrud, Firmen der Knopf- und Besatzartikel-Branche, später kamen Kleiderstoffe hinzu.

Karoline erlernte den Beruf der Krankenschwester und arbeitete im jüdischen Altersheim in Köln, wo sie mit ihrem Mann Jacob Strauss auch lebte.  Während es sämtlichen Geschwistern von Karoline gelang zu emigrieren, musste sie selbst in Deutschland bleiben. Vermutlich war sie schon Witwe, als sie wieder nach Wuppertal zu ihren Eltern zurückkehrte und in das Haus Distelbeck 21 zog, wo bereits viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde zusammenlebten.

Tatenlos mussten Victor und seine Frau Auguste erleben, wie Karoline sich am 10. November 1941 von den Eltern verabschiedete und mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Steinbeck ging. Mit fast 250 weiteren jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus dem Bezirk Wuppertal wurde sie nach Minsk verschleppt. Niemand von den aus Wuppertal Deportierten hat überlebt.

Karoline Strauss war 53 Jahre alt.

Ihre Schwester Gertrud erinnerte sich später:

Vater und Mutter und unsere älteste Schwester sind nicht mehr herausgekommen. Lina war in Köln verheiratet. Nachdem wir alle fort waren, auch ihre Kinder, lebte sie wieder bei den Eltern in Elberfeld. Von dort ist sie 1941 nach dem Osten abtransportiert worden. Sie war Krankenschwester vor ihrer Verheiratung und soll beim Abtransport wieder ihre Schwesternkleidung angezogen haben und wollte Dr. Hans Ollendorf (Arzt) eine Hilfe sein. Wir haben nie wieder etwas von unserer Schwester gehört. Die Eltern blieben allein zurück. Vater, obwohl er schon damals über 85 Jahre alt war, ging oft ins Altersheim, um Hans Arbeit dort fortzusetzen und anderen Gemeindemitgliedern zu helfen. Vater ist in Theresienstadt gestorben und Mutter wurde bald nach seinem Tode nach Auschwitz überführt. Dass wir weder die Eltern noch Lina herausbringen konnten, verfolgt uns bis auf unseren heutigen Tag.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk