Hedwig Michelsohn mit ihren Geschwistern Laura und Siegfried und noch einer Bekannten

Siegfried Michelsohn

  • Geburtsdatum: 17.10.1876
  • Geburtsort: Hausberge a.d. Porta Westfalica
  • Beruf: Handelsvertreter
  • Wohnort:

    Weststraße 76

  • Todesdatum: 17.10.1941
  • Todesort: Wuppertal

Siegfried Michelsohn wurde am 17. Oktober 1876 geboren und war eins von vier Geschwistern: Wilhelm Moses Max (*1.8.1875), Hedwig Sarah (*8.10.1979) und Laura (*15.2.1884). Alle wurden in Hausberge nahe Porta Westfalica geboren. Siegfried, Hedwig und Laura haben nie geheiratet und lebten seit 1936 zusammen in einer Vierzimmerwohnung im Haus Weststraße 76, das Siegfried Wertheim gehörte.

Die Wohnungseinrichtung, so erinnerten sich Zeugen im späteren Wiedergutmachungsverfahren, war sehr gut. Die Geschwister besaßen ein Klavier, Teppiche und eine Bibliothek.

Siegfried Michelsohn war Kaufman in Düsseldorf und Wuppertal und als Vertreter für Textilien unterwegs.

Seine Schwester Hedwig Michelsohn arbeitete als Krankenschwester in der privaten Pflege und kam nach Stationen in Bremen und Hamburg nach Wuppertal. Laura Michelsohn war Lehrerin.

Lange Zeit ging es den Geschwistern trotz des zunehmenden wirtschaftlichen Drucks durch das NS-Regime noch wirtschaftlich gut, sodass sie ihren Bruder Max in Hannover unterstützen konnten.

Als sie am 11. Oktober 1941 von der bevorstehenden „Evakuierung“ in das Ghetto Łódź (Litzmannstadt) erfuhren, entschieden sie sich am 17. Oktober 1941, Siegfrieds 65. Geburtstag, gemeinschaftlich mit Hilfe von Leuchtgas Selbstmord zu begehen, um nach der erfahrenen Ausgrenzung, Ausbeutung und Hetze keine weitere Demütigung zu erleiden.

Aus dem Tagesrapport der Gestapo Düsseldorf Nr. 1147 vom 20. Oktober 1941 geht hervor, dass die zur Evakuierung vorgesehenen Juden Siegfried Michelsohn, geb. 17.10.1876 in Hausberge, Hedwig Michelsohn, gen. 8.10.1879 in Hausberge und Laura Michelsohn, geb. 15.3.1884 in Hausberge, alle in Wuppertal Elberfeld, Weststrasse 76 wohnhaft. Durch Leuchtgas Selbstmord verübt hatten.

Die von der Außendienststelle vorliegende Liste ist zu berichtigen, die ausgefüllten Vermögenserklärungen sind hinfällig geworden, heißt es in einer handschriftlichen Notiz vom 21.10.1941 zum Rapport.

Die Geschwister Michelsohn widersetzten sich auf diese Weise dem Willen des NS-Regimes und seiner Organisation der Deportation. Das Amt für Wiedergutmachung bewertete 1960 diese Entscheidung, mit dem Selbstmord dem späteren Mord zuvorzukommen, als „freiwillig“ und lehnte deshalb den Erbinnen Gertrud Sonnenberg, geb. Michelsohn, und Herta Adler, geb. Michelsohn, beide aus Somerville, N.J., USA eine Entschädigung ab.

Siegfried Michelsohn starb an seinem 65. Geburtstag.

Max Michelsohn und seine Frau Frieda wurden am 15. Dezember 1941 aus Hannover in das Ghetto Riga deportiert und haben nicht überlebt.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Foto: Matthias Wellmer

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 600773, 600772, 600774; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź