Ellen Suse Silberberg

  • Geburtsdatum: 09.08.1923
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Wohnort:

    Hellerstraße 6

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Ellen Suse Silberberg wurde am 9. August 1923 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren die aus Kirrweiler stammende Martha, geb. Süss, und der in Ergste geborene Kaufmann Artur Silberberg. Ihr Vater führte mit seinem Kompagnon Julius Ostwald in Elberfeld die Textil-Großhandlung „Ostwald & Silberberg“ mit Sitz im Hofkamp 28. Das Geschäft handelte mit Web- und Strickwaren, Tuchen und Textilien. Ellen Suse hatte einen drei Jahre älteren Bruder, Günther.

Das Adressbuch Elberfeld aus dem Jahr 1925 nennt als Wohnadresse der Familie Silberberg „Bökel 9“ – diese Straße gibt es heute nicht mehr, sondern ist mit dem Bau der „Bundesallee“ fortgefallen. Der Bökel bestand ursprünglich aus einer Gruppe von Fachwerkhäusern in einem unregelmäßigen Straßengebilde mit Zugängen von der Kölner Straße und vom Döppersberg, wie es in Wolfgang Stocks Buch über die Wuppertaler Straßennamen heißt. Unten im Haus Nummer 9 war das „Speisehaus des Vereins für Frauenbestrebungen“, in der ersten Etage wohnten die Silberbergs. Das Viertel wurde im Zuge der Bombardierungen Wuppertals vollständig zerstört. Doch das hat die Familie Silberberg nicht mehr miterlebt.

1933 zog Ellen Silberberg mit ihren Eltern und ihrem Bruder in ein Mietshaus in der Hellerstraße 6 um, vermutlich auch wegen des kurzen Fußwegs zur väterlichen Firma. Dieses Haus gehörte der Fa. Nordstern, Allgemeine Versicherungen AG.

Zugleich setzten die nun an die Regierung gekommenen Nationalsozialisten zunehmend antijüdische Repressalien in Gang. Im sogenannten „Boykottheft“ des Amts Handwerk & Handel der NSDAP Wuppertal ist Ellen Silberbergs Vater mit der privaten Wohnadresse als „jüdischer“ Gewerbetreibender aufgeführt (S. 38). Der Druck verschärfte sich weiter, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie immer prekärer wurden. Die Pogrome im November 1938 werden die Silberbergs in Panik versetzt haben. Seit dem 15. November 1938 war der Schulbesuch für Ellen Silberberg verboten, und ob ihr Bruder, jetzt 18 Jahre alt, sein Abitur auf dem Gymnasium an der Kölner Straße schon absolviert hatte, ist nicht sicher.

Im Januar 1939 mussten Ellen Silberbergs Vater und sein Kompagnon das Geschäft aufgeben. Vermutlich konnte Julius Ostwald noch rechtzeitig vor Kriegsbeginn ins Ausland emigrieren (er starb 1950).

Das ist Ellen Silberberg und ihrer Familie nicht gelungen. Das Haus, in dem sie wohnten, wurde zu einer Zwangsunterkunft erklärt, und um 1939 zogen dort noch Louis und Johanna Levi mit ihren Kindern Ernst Werner, Lotta und Max ein und die Witwe Cläre Blumenau ins Erdgeschoss. Am Sonntag, den 26. Oktober musste sich Cläre Blumenau von ihren Nachbarinnen und Nachbarn verabschieden, weil sie zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck bestellt worden war. Mit 200 anderen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Bergischen Städte wurde sie in das Ghetto von Łódź deportiert.

Schon zwei Wochen später, am Montag, den 10. November 1941, mussten sich auch die vier Silberbergs zum Steinbecker Bahnhof begeben. Zusammen mit insgesamt 266 Menschen aus dem ganzen Bergischen Land, davon 244 aus Wuppertal, bestiegen sie dort einen Transportzug aus Düsseldorf mit bereits mehreren Hunderten Menschen aus dem gesamten Gestapobezirk, der sie in die weißrussische Stadt Minsk brachte, wo sie am 15. November ankamen. Die Spuren von Ellen Silberberg und ihren Eltern verlieren sich dort, nicht aber die ihres Bruders: Günther Silberberg wurde von Minsk aus in das wegen seiner mörderischen Zwangsarbeit berüchtigte Konzentrationslager Mauthausen bei Linz verschleppt und dort als Heizer und Hilfsarbeiter eingesetzt. Am 18. November 1944 kam er schließlich dort um. Aber das werden seine Eltern und seine Schwester nicht mehr erfahren haben.

Ellen Silberberg war 18 Jahre alt, als man sie deportierte.

Seit dem 9. November 2011 befindet sich vor dem Haus Hellerstraße 6 ein „Stolperstein“ für Ellen Silberberg.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal