Käthe Alexander, geb. Hirsch

  • Geburtsdatum: 26.05.1904
  • Geburtsort: Bochum-Werne
  • Beruf: Buchhalterin
  • Wohnort:

    Bahnhofstraße 14 (zwangweise)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Käthe Hirsch kam am 26. Mai 1904 in Bochum-Werne zur Welt. Sie hatte zwei ältere Schwestern: Martha, geboren am 13. Juli 1900, und Anna, geboren am 15. Oktober 1901. Käthe Hirsch besuchte in Werne drei Jahre die Volksschule und anschließend vier Jahre eine höhere Töchterschule in Lütgendortmund, dann zwei Jahre das Städtische Lyzeum in Dortmund. Zwei weitere Jahre studierte Käthe Hirsch im Pensionat Leverson in Hannover. Anschließend nahm sie kaufmännischen Unterricht bei Privatlehrern und in Privatschulen. Schließlich wurde sie Kontoristin im Bochumer Haushaltswarengeschäft Firma Reichenberg.

1928 heiratete sie den Kaufmann Hermann Alexander, geboren am 31. Oktober 1891 in Krefeld, und zog mit ihm nach Chemnitz, wo ihr Mann bei der Chemnitzer Firma Schmitz & Co., Herrenbekleidung, beschäftigt war. Diese Firma besaß mehrere Filialen im Reichsgebiet. Hermann Alexander arbeitete seit 1929 als Filialleiter der Firma in Recklinghausen, zuletzt betreute er die Filiale in Elberfeld. Auch Käthe Alexander war bei Schmitz & Co. in Elberfeld beschäftigt. 1933 wurde beiden aus, wie es hieß, „rassischen Gründen“ gekündigt. Merkwürdigerweise fehlt sowohl im Wuppertaler Adressbuch von 1933 als auch in dem von 1935 der Name des Ehepaars Alexander. Auch im so genannten „Boykottheft“ sind sie nicht verzeichnet. Hermann Alexander bekam bei der jüdischen Kleiderfirma Fuchs in Elberfeld einen Arbeitsvertrag als Textilkaufmann. Da die Firmenleitung von den Nazis aber als jüdisch definiert wurde, musste auch diese Firma später schließen.

Käthe Alexander arbeitete nach der Kündigung von Schmitz & Co. in Heimarbeit für eine Schuhfabrik, um nicht in der Fabrik arbeiten zu müssen und wohl auch als Putzfrau. Friedrich Kaiser aus Solingen, der in der Nazi-Zeit Juden geholfen und versteckt hat, erinnerte sich später an die Alexanders:

„Ich hatte den Eindruck, dass Frau Käthe Alexander aus gutem Hause stammte, während der Ehemann Hermann Alexander mir klein-bürgerlich erschien. […] Frau Käthe Alexander hat dann, um die Familie über Wasser zu halten, Putzarbeiten bei den besser situierten jüdischen Familien in Wuppertal verrichtet. Die jüdischen Familien hielten damals alle zwangsläufig zusammen. […] Die Einkünfte der Verfolgten […] können nicht sehr hoch gesessen sein, denn ich habe die Familie Alexander damals laufend mit Lebensmitteln unterstützt. Bezeichnend ist, dass die Eheleute Alexander oft zu Fuß von Wuppertal nach Gräfrath kamen, um sich Gemüse aus dem Garten zu holen.“

Im Zuge der antijüdischen Gewaltaktionen im November 1938 wurde Käthe Alexanders Mann Hermann verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht, aus dem er nach einigen Wochen wieder entlassen wurde.

Zuletzt wurde Hermann Alexander zur Zwangsarbeit in der Stanzerei einer Velberter Metallfabrik verpflichtet. Dort verletzte er sich bei der Arbeit so schwer, dass er lange im Krankenhaus bleiben musste.

Es scheint, dass Käthe Alexander und ihr Mann stets nur in der Bahnhofstraße 14 im Haus der Geschwister Elsbach-Kauffmann gewohnt haben, die ihr Haus nach der Aufhebung des Mieterschutzes für Juden im April 1939 der Einquartierung weiterer jüdischer Mieterinnen und Mieter zu Verfügung stellen mussten.

Am Montag, den 10. November 1941 mussten Käthe und Hermann Alexander mit ihrer Nachbarin Elfriede Gottschalk das Haus Bahnhofstraße 14 verlassen und sich mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurden sie nach Minsk deportiert und vermutlich sehr bald dort oder im nahegelegenen Wald von Maly Trostenez ermordet. Käthe Alexander wurde 37 Jahre alt.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250640; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk; Gebetbücher