Johanna Neugarten, geb. Goldschmidt
Johanna Goldschmidt wurde als jüngstes von drei Kindern und als einziges Mädchen am 23. März 1876 in Ibbenbüren geboren. Wer ihre Eltern waren, ist nicht bekannt. Johanna Goldschmidt heiratete den Metzger Albert Neugarten, und 1911 wurde die Tochter Mathilde (genannt Hilde) in Dortmund geboren.
1928 schon verwitwet, zog Johanna Neugarten nach Elberfeld, in eine Wohnung in der zweiten Etage des Hauses Barmer Straße 89. 1935 wohnte sie bei ihrer Verwandten Alma Fränkel und deren Mann Ignatz Isaak in der dritten Etage des Hauses Wirmhof 8 in Wuppertal-Elberfeld. Dort gab es im Erdgeschoss des Hauses die bekannte koschere Metzgerei von Max Steinberg. Möglicherweise fand Johanna Neugarten in diesem Geschäft eine Möglichkeit mitzuarbeiten, denn in dieser Branche kannte sie sich durch ihren verstorbenen Mann ja aus.
Am 17. August 1939 starb Alma Fränkels Mann Ignatz Isaak, und die beiden Frauen bestatteten ihn auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld H/I).
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 mussten sich Johanna Neugarten und Alma Fränkel von ihren Nachbarn verabschieden und mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck gehen. Mit und 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und dem Bergischen Land wurden sie nach Düsseldorf gebracht, wo sie auf dem Schlachthofgelände in Derendorf übernachten mussten. Am nächsten Morgen wurde ein Massentransportzug, bestehend aus 20 Personenwaggons mit rund 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapobezirk Düsseldorf zusammengestellt und in das Ghetto von Łódź gefahren.
Im Ghetto wurde sie mit 56 weiteren Deportierten in die Kollektivunterkunft Fischstraße 15, Zimmer 4, eingewiesen.
Über das „Düsseldorfer Kollektiv“ erhielt Johanna Neugarten eine Brotkarte mit der Nummer 168691. Am 22. Dezember 1941 notierte die Kollektivbuchhaltung, dass sie im Ghetto zweimal eine Postanweisung über jeweils 9,60 Mark erhalten habe. Von dem Geld musste sie wie alle Kollektivmitglieder zwei Drittel an die Kollektivgemeinschaft abführen.
Am 6. Mai 1942 wurden Johanna Neugarten und Alma Fränkel mit dem III. Transport nach Chełmno gebracht und am 7. Mai 1942 dort ermordet.
Johanna Neugarten wurde 66 Jahre alt.
Ihre Tochter Mathilde, verheiratete Metzger, wurde von Dortmund aus in das Konzentrationslager Stutthof deportiert und kam im Oktober 1944 in Auschwitz um.
Quellen
Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, 538f.; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź