Margarete Appel, geb. Troplowitz
Margarete Troplowitz wurde am 15. August 1891 als Tochter von Max und Lilie Troplowitz in Eisenach geboren. Ihre Eltern besaßen eine Drogerie. Nach ihrer Heirat mit David Appel, geboren am 20. Februar 1876 in Endenich, vermutlich schon in Elberfeld, bekam sie zwei Söhne: Heinz, geboren am 13. Januar 1912, floh später vor den Nationalsozialisten nach England. Der zweite, Kurt Siegfried, am 17. Februar 1919 geboren, konnte ebenfalls den Nazis entkommen, indem er am 10. Januar 1939 nach Madras in Britisch-Indien flüchtete. Er lebte später in den USA.
Durch die Verwandten in Indien stand dieses Land im Fokus der Ausreisebemühungen von David Appel und seiner Frau, aber immer wieder wurden ihnen neue Steine in den Weg gelegt, und Mutlosigkeit und sinkendes Vertrauen spielten auch eine Rolle. Grete Appel schrieb am 3. September 1939, nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen und dem Beginn des Weltkrieges an ihre Söhne: „[…] und heute ist nun doch eingetroffen, was wir fürchteten, aber immer noch bis in die letzten Tage unmöglich hielten. Und weil wir es eben für unmöglich hielten, versäumten wir den richtigen Moment, trotz unseres Visums und allem, was dazugehört, denn wir waren ja fix und fertig, und nun nützen keine Selbstvorwürfe mehr etwas, auch Eure nicht, wir sitzen eben hier fest und müssen abwarten, was kommt. Wir können nur immer noch hoffen und von Gott erflehen, dass alles nur ein nicht allzu langer Aufschub ist, in nicht allzu langer Zeit unsere Reise antreten zu können. […] Nun haben wir alle unsere Vorbereitungen umsonst getroffen, meine Kleider werde ich einpacken und aufheben, ob sie dann aber noch modern sind? Hier brauche ich ja doch nicht so eine Menge und ganz besonders für meine Abendkleider!!! habe ich hier ganz bestimmt keine Verwendung […] Vielleicht, lieber Kurt, bringen es die Ereignisse mit sich, dass du an den Feieretagen nun doch einmal an Deinen Gott denkst und für Deine Eltern betest! Ich glaube, wir alle haben, als es uns gut ging, zu wenig an ihn gedacht, deshalb werden uns diese schweren Prüfungen auferlegt.“
Seit Beginn des Kriegs gab es keine Möglichkeit mehr, auf direktem Weg Briefe zu wechseln. Bekannte im neutralen Ausland mussten gebeten werden, die Post weiter zu befördern. Eine andere Möglichkeit war das Internationale Rote Kreuz in Genf, das die Korrespondenz abwickelte. Erlaubt waren allerdings lediglich 25 Wörter, die der Zensur unterlagen, und der Postweg dauerte bis zu drei Monaten.
Im März 1942 musste das Ehepaar Appel in die Zwangsunterkunft Zollstraße 11 umziehen. Grete Appel schrieb ihrem Sohn Heinz kurz vor Pessach: „Wie sehr ich es bereue, dass ich dir, lieber Heinz, seinerzeit nicht folgte, kann ich gar nicht sagen. Man muss eben auch schon mal auf andere Leute hören. Aber es war bestimmt nicht meine Schuld allein. Wir sind nun in unserer neuen Wohnung und soweit fertig und müssen wir sehen, dass wir uns darin gewöhnen. So hübsch wie unsere vorige ist sie nicht.“
Margarete und David Appel lebten laut Adressbuch von 1940/41, in der Augustastraße 54 in der ersten Etage. David Appel wird dort mit seinem Zwangsnamen „Israel“ aufgeführt, und als Beruf steht dort „ohne“. Sicher mussten beide ab September 1941 den Judenstern tragen. Aus dieser Wohnung muss das Ehepaar aber noch einmal umgezogen sein, und zwar in ein Haus in der Zollstraße 11, das vermutlich ein so genanntes „Judenhaus“ war. Von dort ist Margarete Appel zusammen mit ihrem Mann am 20. Juli 1942 vom Bahnhof Steinbeck aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Am 15.5.1944 wurde sie von dort in das Vernichtungslager Auschwitz verbracht und vermutlich sofort ermordet.
Ihr Sohn Heinz (nun Henry Apsley) heiratete in England Rachel Woolf; die Ehe blieb kinderlos. Apsley starb 2001. Sein Bruder Kurt hatte die 1922 in Elberfeld geborene Gerda Mendels geheiratet und bekam mit ihr zwei Söhne, David (*1953) und Theodor (*1956), Gerda Appel starb 1988, Kurt, der schließlich in New Jersey lebte, im Jahr 2017.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Fleermann/ Schrader, Hg.: Jüdischer Alltag, Wuppertal 2009, S. 120-133; Stadtarchiv Wuppertal, Alten für Wiedergutmachung 250970, 421551, 250093