Dina Altmann, geb. Schwarz
Dina Schwarz wurde am 15. Oktober 1902 in Elberfeld geboren. Ihre Mutter Sibille, geboren am 14.8.1871 in Elberfeld, war eine begeisterte Opernliebhaberin. Sie stammte aus der elsässischen Familie Andrée (Anderes). Ihr Vater hatte dort eine Margarinefabrik, litt aber leider unter Spielsucht, so dass er durch Pferdewetten das ganze Vermögen verlor.
Dina Schwarz hatte fünf Geschwister: Die Brüder Alex (emigriert nach Palästina und dort 1993 gestorben), Siegfried Kurt (*30.5.1916, ermordet 23.3.1945 im KZ-Außenlager Leitmeritz) und Erich (emigriert nach in Palästina), und die Schwestern Edith, die schon 1924 nach Kanada ausgewandert ist und 2003 bei einem Autounfall ums Leben kam, und Henny – sie ist schon 1928 gestorben und auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg beerdigt.
Dina erlernte den Beruf der Hebamme, aber mit der Heirat mit dem Kaufmann Sucher Altmann und dem sich bald einstellenden Nachwuchs hatte sie genug mit dem Haushalt zu tun.
Familie Altmann hatte eine kleine Schneiderei in Elberfeld an der Paradestraße 29 (Adressbuch von 1925). Dina und Sucher Altmann waren die Eltern von Mendel (*3.9.1919), Adolf (*3.3.1923) und Josef (*24.8.1928). 1932 siedelte sie von Wuppertal-Elberfeld nach Dortmund über. Sie wechselte dort bis 1933 dreimal den Wohnsitz und wohnte zuletzt in der Gneisenaustraße 91, bevor sie im August 1933 nach Nancy in Frankreich emigrierte. Rechtzeitig hatte die Polizei (!) die Familie gewarnt, denn Sucher Altmann stand unter dem Verdacht, Kommunist zu sein. Es war auch ein Polizeibeamter, der die Familie bis zur Grenze brachte. Über Straßburg, Forbach und Metz gelangten die Altmanns nach Nancy, wo sie bis 1935 blieb. Dort bekamen die Eltern zwei weitere Kinder, Salomon, *14.1.1934 und Jacques, *13.8.1935. Außerdem lebte in der Familie Max, den Sucher und Dina adoptiert hatten.
Ende 1935 zog Familie Altmann wieder um, und zwar nach Romainville bei Paris. Der mittlerweile 22-jährige Sohn Adolf Altmann hatte sich mit französischen Antisemiten eine Schlägerei geliefert und war im Gefängnis von Paris inhaftiert gewesen, konnte aber auf einem Fahrrad entkommen. Von da ab befand er sich auf der Flucht. Seine Eltern und Brüder sah er nie wieder, denn genau am 40. Geburtstag seiner Mutter Dina, am 15. Oktober 1942, wurde die ganze Familie verhaftet und nach Drancy gebracht. Am 3. November 1942 wurden sie mit dem Convoi Nr. 40 nach Auschwitz deportiert und am 7. November dort vergast.
Auch Adolf Altmann wird eines Tages gefasst, seine gefälschte Identität, die er zwischenzeitlich angenommen hatte, enttarnt und nach Auschwitz verbracht – genau ein Jahr nach der Ermordung seiner Familie. Adolf überlebte knapp Auschwitz und weitere Konzentrationslager und kehrte nach der Befreiung nach Paris zurück.
Dinas Eltern wurden beide am 20. Juli 1942 mit einem Transport von zusammen mit 269 anderen Personen von Wuppertal aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Tage später ankamen. Ihre Mutter starb dort am 18. April 1943, ihr Vater wurde am 15. Mai 1944 weiter transportiert nach Auschwitz, wo er umgebracht wurde. Noch im Adressbuch von 1942 sind Dinas Eltern als wohnhaft in der Paradestraße 29 ausgewiesen. Sehr wahrscheinlich haben sie erst kurz vor ihrer Deportation in das so genannte „Judenhaus“ am Weinberg 4 umziehen müssen, das in den Akten als ihre letzte Wohnadresse vermerkt ist.
Für die Ermordeten der Familie Altmann befinden sich in Dortmund vor dem Haus Gneisenaustraße 91 Stolpersteine für Sucher, Dina, Mendel, Adolf und Josef Altmann.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge; Interviews mit Jacques Altmann Adressbuch 1925; Gedenkbuch Theresienstadt