Adelbert Vasen

  • Geburtsdatum: 02.12.1865
  • Geburtsort: Neuss
  • Wohnort:

    Albrechtstraße 25, Neue Friedrichstraße 6b, Neue Friedrichstraße 6a

  • Todesdatum: 19.09.1942
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Adelbert Vasen wurde am 2. Dezember 1865 in Neuss geboren. Seine Eltern waren der Metzger Simon Vasen und dessen Frau Sara, geb. Aretz. Er hatte mindestens zwei Brüder, den 1852 in Neuss geborenen Otto und David, der dort 10 Jahre später zur Welt kam. Sein Vater starb knapp 60jährig, als Adelbert erst 10 Jahre alt war.

Wie Adelbert Vasen ins Wuppertal kam, ist nicht bekannt. Jedenfalls zog er vor 1892 aus Neuss fort. Mit 52 Jahren heiratete er am 1. August 1917 in Elberfeld die 25jährige Martha Wiechmann. Laut der Heiratsurkunde war sie von Beruf Köchin, ihr Mann Kellner. Vielleicht lernten sich die beiden durch ihre Arbeit kennen.

Vermutlich hat das Paar nur standesamtlich geheiratet, denn Adelbert Vasen ist auf der Heiratsurkunde als „Dissident“, also ohne Religion, bezeichnet, und Martha Wiechmann als „lutherisch“.

Im Mai 1918 wurde dem Paar die erste Tochter, Anneliese, geboren, und fast vier Jahre später, im Januar 1922, kam die zweite Tochter, Edith, in Elberfeld zur Welt.

Vermutlich hat Adelbert Vasens Frau bei der Hochzeit ihren Beruf als Köchin aufgegeben, und vermutlich hat er weiterhin als Kellner gearbeitet. Aber im Wuppertaler Adressbuch von 1925 ist er mit dem Beruf „Arbeiter“ unter der Adresse Albrechtstraße 25 verzeichnet. In der Ausgabe von 1935 taucht sein Name verkürzt als „Albert“ Vasen mit der Berufsbezeichnung „städtischer Bote“ und der Adresse Neue Friedrichstraße 6b auf. Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 wird sein Name nicht genannt.

Zu diesem Zeitpunkt hatten ihn die nationalsozialistischen Behörden noch nicht im Visier. Da er aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und in Wuppertal offenbar auch nie Mitglied war, wussten noch nicht einmal seine Kinder von seiner jüdischen Herkunft.

Seine ältere Tochter Anneliese und ihr Verlobter Erich Lange bestellten 1940 das Aufgebot beim Standesamt. Anneliese Vasen erfuhr erst zu diesem Zeitpunkt, dass ihre Großeltern väterlicherseits Juden gewesen waren.

Damit wurden nun auch die Behörden auf ihren Vater aufmerksam. Nun unterlag auch er den antijüdischen Gesetzen der Nationalsozialisten. So musste er den Zwangsnamen „Israel“ annehmen. Weil er das nicht (rechtzeitig) getan hatte, wurde er im September 1941 zu drei Wochen Haft im Polizeigefängnis Wuppertal verurteilt.

Vermutlich aus großer Verzweiflung ließ sich Adelbert Vasen im Juli 1941 von seiner Frau scheiden, um sie, wie er vielleicht hoffte, vor Repressalien der Nazis zu schützen. Allerdings hätte genau die Ehe mit seiner nichtjüdischen Frau ihn noch längere Zeit vor einer Deportation bewahrt.

So aber musste sich Adelbert Vasen am Montag, den 20. Juli 1942, mit seinem Gepäck und Proviant am Bahnhof Steinbeck einfinden. Von dort brachte ihn ein Zug mit insgesamt 271 Menschen nach Düsseldorf: 247 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, 14 aus Remscheid, sieben aus Solingen, je einen aus Neviges, Velbert und Heiligenhaus. Alle mussten auf dem Schlachthofgelände in Düsseldorf-Derendorf übernachten. Am nächsten Tag wurde ein Transport zusammengestellt, der aus 20 Personenwagen bestand, in dem sich 965 Personen aus dem gesamten Gestapobezirk Düsseldorf befanden. Der Zug erreichte das Ghetto Theresienstadt am 22. Juli 1942.

Bereits zwei Monate später, am 19. September 1942, starb Adelbert Vasen im Ghetto. Die angebliche Todesursache war „Enteritis – Darmkatarrh“, wie aus der Todesfallbescheinigung hervorgeht. Nach dieser Quelle hatte er im Ghetto im Gebäude E a III, Zimmer Nr. 170 gewohnt.

Er war 76 Jahre alt.

Seine Töchter versuchten später, als Verfolgte des Nationalsozialismus anerkannt zu werden, was aber abgelehnt wurde.

Anneliese Lange – sie hatte ihren Verlobten Erich Lange erst 1945 heiraten können – blieb in Wuppertal wohnen und starb dort 1994. Ihre Schwester zog offenbar später nach Hamburg und starb dort im Jahr 2011. Wie es ihrer Mutter erging und wann sie starb, ist nicht bekannt.