Joseph Ney

Josef Ney

  • Geburtsdatum: 19.02.1863
  • Geburtsort: Niederkirchen bei Deidesheim
  • Beruf: Handelsvertreter
  • Wohnort:

    Hofaue 18, Bahnhofstraße 12, Bleichstraße 22 (zwangsweise)

  • Todesdatum: 27.09.1942
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Josef Ney wurde am 19. Februar 1863 in Niederkirchen an der Weinstraße bei Deidesheim geboren. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und war im Wuppertal Handelsvertreter für Textilien in der berühmten Hofaue (Nr. 18), hatte seine Wohnung in der Bahnhofstraße 12. Josef Ney war verheiratet mit der elf Jahre jüngeren Thekla, geborene Reinstein, mit der er zwei Söhne bekam: 1896 Erich und 1901 Günther.

Erich entschied sich schon sehr früh, sich der zionistischen Bewegung anzuschließen. Er war auch für eine Veranstaltung verantwortlich gewesen, mit der um die Gründung einer Wuppertaler Ortsgruppe des „Jüdischen Wanderbundes Blau-Weiß“ geworben werden sollte, dessen Dachorganisation am Rande des Zionistentages in Posen 1912 gegründet worden war. Zwar bestritt der Verband „Blau-Weiß“ mitunter, eine zionistische Organisation zu sein, verband aber die Ideen der deutschen Jugend- und Wanderbewegung eindeutig mit jüdisch-nationalen Zielen. Überhaupt entsprach die zionistische Bewegung im Unterschied zu den Angeboten des „Bne Briss“ und des „Centralvereins“ in vielerlei Hinsicht den Interessen von Jugendlichen, vor allem denen aus einfacheren Verhältnissen. Erich Ney ging als „Chaluz“ als landwirtschaftlicher Pionier, schon im Dezember 1920 nach Palästina, um voller Idealismus zum Aufbau des Landes beizutragen. Dass er mit seiner „Alijah“ (wörtlich „Aufstieg“ – gemeint ist die Einwanderung von Juden nach Palästina) ein anderer Mensch werden wollte, demonstrierte er u.a., indem er seinem ersten Sohn den explizit hebräischen Namen Raphael Eli gab. Nichts kann die Kluft, die sich zwischen den sich als Deutsche verstehenden, konservativen, auch ein wenig ängstlichen Juden und den „neuen“, hebräischen Juden anschaulicher machen als die tragisch-komische Reaktion seiner Eltern Josef und Thekla in Elberfeld. Sie freuten sich sehr über die Geburt des Enkels, aber Verständnis für die Namenswahl, für die Suche ihres Sohnes nach einer neuen nationalen Identität hatten sie nicht. Im Gegenteil, sie machten sich große Sorgen. Thekla schrieb am 27. April 1929:
Was seinen Namen angeht, so werden hier andauernd Debatten darüber geführt. Offen gestanden findet man ihn allgemein zu ausgefallen und alttestamentarisch. Gewiss im Hinblick auf Eure Umgebung ist er passend und sogar geschmackvoll, aber Ihr müsst bedenken, für europäische Verhältnisse ist er nicht zugeschnitten. Das Kind kann doch später einmal eine deutsche Schule besuchen, und aus der Erfahrung müsstest Du, lieber Erich, doch wissen, wie scharf und beißend oft Kinder, bzw. Schülerspott im Hinblick auf den Namen sein können. Ihr konntet dem Kinde außer dem palästinensischen doch noch einen hübschen deutschen Namen wie Alfred, Walter, Heinz oder ähnlich geben. Ein Name, bei dem man schon so viel verändern kann wie Ihr jetzt mit Raffi, beweist, ist schon nicht richtig. In der Schule machen sie „Raffke“ und alles mögliche daraus und aus Eli einen Mädchennamen Elli usw. Es ist doch nicht nötig, einem Kind dadurch vielleicht Leid zu schaffen, und muss man wirklich darin weiterdenken. Ihr müsst mir nicht böse sein, wenn ich so offen schreibe, aber es ist nur innige Liebe zum Kinde, die mich dazu veranlasst. Wenn Ihr Raphael schon nicht ändert, dann nennt den Kleinen doch Ralph. Das ist ein hübscher wenn auch englischer Name. Wenn Ihr das noch ändern könnt, dann lasst ihn direkt auf Ralph umschreiben und gebt statt Eli noch einen deutschen Namen dazu. Es ist […] wirklich mit dem Namen keine so gleichgültige Sache. Wenn Ihr nachdenkt, werdet Ihr mir recht geben. Ich wurde auch von allen Seiten darauf aufmerksam gemacht.

Josef Neys Frau Thekla starb am 13. November 1940 und wurde auf dem jüdischen Friedhof auf Feld K in Reihe III bestattet, und Josef Ney blieb allein zurück. Auf der Deportationsliste für Theresienstadt, auf der sein Name verzeichnet ist, wird als seine Wohnadresse das Haus in der Bleichstraße 22 angegeben. Diese Straße ist heute das Teilstück der Bundesallee von Bembergstraße bis Brausenwerth.

Das Haus Nr. 22 war nach der Aufhebung des Mieterschutzes zur Zwangsunterkunft für jüdischer Mieter*innen erklärt worden. Es lebten dort in den Jahren 1941 und 1942 außer Josef Ney noch Sally Löw, Franziska Lang, Johanne Mayer, Moritz Loeb mit seinem Sohn Helmut, Felix Goldberg, Adolf und Mathilde Rubens, Emil Ephraim Sommer, Leo und Hedwig Sonnenfeld, Hermann und Emilie Stern und Karl und Paula Ursell – insgesamt also 16 Personen.

Am Montag, den 20. Juli 1942, musste Josef Ney mit seinen verbliebenen Nachbarn und seinem ganzen Gepäck zum Wuppertaler Bahnhof Steinbeck fahren und dort einen Zug besteigen, der insgesamt 271 Menschen nach Düsseldorf brachte, 247 aus Wuppertal, 14 aus Remscheid, sieben aus Solingen, je einen aus Neviges, Velbert und Heiligenhaus.
Alle mussten auf dem Schlachthofgelände in Düsseldorf-Derendorf eine Nacht zubringen. Am nächsten Tag wurde ein Transport zusammengestellt, der aus 20 Personenwagen bestand, in dem sich 965 Personen aus dem gesamten Gestapobezirk Düsseldorf befanden. Der Zug erreichte das Ghetto Theresienstadt am 22. Juli 1942.

Nur zwei Monate später, am 27. September, kam Josef Ney dort um, vor Hunger, aus Schwäche und wegen fehlender Versorgung.

Josef Ney wurde 79 Jahre alt.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal