Emil Heymann
Emil Heymann wurde am 12. September 1884 in Stommeln geboren. Er heiratete Else Wolf und führte in der Barmer Sonntagstraße einen Handel für Strumpfwaren und Tricotagen. Das Paar hatte einen Sohn, der 1927 in Barmen geboren worden war.
Im Jahr 1941 wurden Emil Heymann, seine Frau und sein Sohn in das Haus der verwitweten Hedwig Spier, geb. Leveson in der Haspeler Straße 57 eingewiesen, damals Adolf-Hitler-Straße 283.
Der Hauseigentümer, Kaufmann Julius Spier, war 1939 gestorben. Seine Tochter Margot Happ, geb. Spier, erinnerte sich später: In der Nazizeit, d.h. von Januar 33 an, war mein Vater schrecklichen Aufregungen ausgesetzt, besonders am 1. April 33, wo der bekannte Boykotttag war, so dass er herzkrank wurde. Da er zu krank war, um noch an eine Auswanderung zu denken, war er sozusagen ans Haus gefesselt, das sich Haspeler Straße 57 in Unterbarmen befand. Als in der Kristallnacht die Nazihorden in unser Haus eindrangen und alles kurz und klein schlugen, die schönsten Kunstwerke wie Bilder und eine Vitrine mit Porzellan etc. regte er sich in seinem Bett so auf, dass er einen Infarkt bekam, von dem er sich nie wieder erholte. Er konnte nicht einmal mehr die zweite Etage verlassen, wo sich unsere Schlafzimmer befanden, und starb am 15. Mai 1939. Ich selber hatte nach Stettin geheiratet, bin aber die letzten Jahre oft nach Wuppertal zurückgegangen, wo ich mit ansehen musste, wie man meiner Mutter, die ja als Witwe zurückgeblieben war, lauter fremde und unangenehme Leute ins Haus setzte, so dass sie nicht mehr Herr in ihrem eigenen früher so schönen Heim war.
Am Montag, den 10. November 1941, musste sich die ganze Familie, Emil, Else und Rolf Heymann, auf dem Bahnhof-Wuppertal-Steinbeck einfinden, wo sie ein schon mit vielen Hunderten Menschen besetzter Zug aufnahm. Auch die anderen Bewohner des Hauses mussten mit: die Ehepaare Hesse, Neufeld und Samson – insgesamt neun Personen. Mit dem zweiten Massentransport jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Wuppertal kamen sie in die weißrussische Stadt Minsk. Dort wurden die Menschen sehr bald erschossen, entweder in Minsk oder im nahegelegenen Wald von Maly Trostenez.
Emil Heymann wurde 57 Jahre alt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 613359; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk