Oskar Cappel
Oskar Cappel wurde am 1. August 1880 in Rheindahlen am Niederrhein als Sohn von Isaak Cappel und seiner Frau Friederike, geb. Gumpertz geboren. Sein älterer Bruder Leo Cappel, geboren am 27. Mai 1879 ebenfalls in Rheindahlen, fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg am 28. Dezember 1916.
Vermutlich kam Oskar Cappel schon als Kind mit seinen Eltern und Geschwistern ins Wuppertal.
Wie viele jüdische Zuwandererfamilien war auch die Familie Cappel unternehmensfreudig. Das Elberfelder Adressbuch 1925 führt mehrere Adressen und Betriebe der Cappels auf:
Adolf Cappel war Teilhaber der Firma „Weill“ in der Königstraße 181, Albert Cappel war Teilhaber der Firma „Jacob Cappel“in der Kölner Straße 98, Alfred Cappel war ebenfalls Teilhaber der Firma „Weill“, aber an der Siegesallee (heute Walkürenallee), die „Jacob Cappel GmbH“ saß in der Hofaue 51 (Geschäftsführer waren Albert Cappel und Albert Jacob), Jacob Cappel ist als Kaufmann mit der Adresse Hellerstraße 11 verzeichnet, und Oskar Cappel als Teilhaber der Firma „Kaufmann & Cappel GmbH“ mit Sitz in der Bembergstraße 4. Dass alle diese Geschäfte in der NS-Zeit aufgegeben und aufgelöst werden mussten, versteht sich.
Verheiratet war Oskar Cappel mit Selma, die allerdings schon 1938 mit 44 Jahren starb und ihn mit der 18-jährigen Tochter Marianne zurückließ. Selma Cappel wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg beigesetzt (Feld K/ VIII).
Im selben Jahr 1938 wurde Oskar Cappels vier Jahre jüngerer Bruder Adolf, der seit 1936 geschieden war, verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Von dort kam er am 2. Dezember wieder zurück, und die Brüder werden sich nun angestrengt darum bemüht haben, Marianne ins Ausland zu bringen. Ein Foto zur Ausstellung von Ausreisepapieren ist ja erhalten. Aber vermutlich war sie mit 18 und bald 19 Jahren zu alt für eine Einwanderung mit einem „Kindertransport“ nach England. So blieben die drei Cappels in Wuppertal.
Im September 1941, kurz vor der Einführung des antijüdischen Kennzeichens, des „Judensterns“, starb Oskar Cappels Mutter Friederike Cappel im hohen Alter von 86 Jahren und wurde neben ihrem Mann Isaak auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld C/49) beigesetzt.
Während das Wuppertaler Adressbuch 1940/41 die Adresse von Vater und Tochter Cappel noch mit der Bembergstraße 4 angibt, steht auf der Deportationsliste, die Anfang November für die Wuppertaler Jüdinnen und Juden zusammengestellt wurde, die Adresse Haspeler Schulstraße 4. Dieses Haus war Eigentum der Jüdin Henny Apfel, und dort wohnten auch andere jüdische Nachbarinnen und Nachbarn. Es wird kein freiwilliger Umzug in dieser ja auch wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit gewesen sein.
Am Montag, den 10. November 1941, mussten sich alle drei Cappels am Bahnhof Steinbeck einfinden, wo ein großer Transport mit rund 1000 Menschen aus Düsseldorf sie und weitere über 250 Personen aufnahm und in das Ghetto von Minsk verbrachte. Dort kamen sie fünf Tage später an. Was dann mit ihnen geschah, ist nicht sicher. Entweder wurden sie bereits im Ghetto erschossen oder in der Vernichtungsstätte in der Nähe, im Wald von Maly Trostenez.
Oskar Cappel war 61 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Minsk; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 434451