Dr. Theodor Plaut
Theodor Plaut wurde am 27. September 1874 in Karlsbad als Sohn von Rabbiner Dr. Rudolf Plaut und seiner Frau Rosalie, geb. Gans geboren.
Der Vater, geboren 1843 in Mackenzell bei Fulda, wurde 1883 zum Rabbiner der liberalen jüdischen Gemeinde in Frankfurt gewählt. Die Mutter, geboren 1851, stammte aus Buk, Kreis Graetz (Posen).
Theodor Plaut studierte Medizin an den Universitäten Würzburg, München, Berlin und Freiburg. 1897 wurde er in München mit einer Arbeit „Über cerebrale Apoplexien und Embolien“ promoviert und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Bevor er sich 1899 in Frankfurt als Spezialist für Stoffwechselkrankheiten niederließ, hatte Plaut als Assistenzarzt an der Ersten Medizinischen Klinik in Berlin, an der Medizinischen Klinik in Gießen und am Kantonsspital in Zürich gearbeitet. Verheiratet war Theodor Plaut mit der ein Jahr jüngeren Meta Plaut aus Mackenzell.
Am Ersten Weltkrieg nahm Plaut als Militärbahnarzt in Kowno und als Stabsarzt in einem Feldlazarett teil.
Wann Theodor Plaut, der wie Paul Grosser sowohl wissenschaftliche als auch medizinjournalistische Arbeiten publizierte, Mitglied des Frankfurter Ärztlichen Vereins und damit über seine Praxis hinaus erstmals gesundheitspolitisch tätig wurde, ist nicht bekannt. Er war Mitglied des 1913 gegründeten Vereins Sozialistischer Ärzte, dessen Frankfurter Ortsgruppe er als Vorsitzender leitete, und als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei von 1928 bis 1933 Frankfurter Stadtverordneter sowie Vertreter der SPD-Fraktion im Großen Rat der Frankfurter Universität. Von 1923 bis 1933 war er in der Administration des Dr. Christ`schen Kinderhospitals.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Plaut die Berufsausübung verboten und, vermutlich als Sozialdemokrat, verhaftet. Nach seiner Entlassung aus der Haft floh Theodor Plaut mit seiner Frau nach San Francisco in die USA. Ihr 23-jähriger Sohn Richard, Philosophiestudent und Filmkritiker der „Frankfurter Zeitung“, dessen Leben als Jude, Marxist und Homosexueller in Nazi-Deutschland dreifach bedroht war, war sofort nach dem Reichstagsbrand aus Frankfurt mit einem gleichaltrigen Studienfreund nach Basel geflohen und schrieben sich an der Uni Basel ein. Geld verdienten sie mit Kriminalgeschichten, die sie unter Pseudonym veröffentlichten. Aller Gefahr trotzend machten sie die gemeinsame Wohnbude zur Anlaufstelle für weitere Flüchtlinge und verkehrten heimlich in lokalen Schwulenkreisen. 1935 promovierte Richard Plaut und blieb noch drei Jahre in Basel, bevor er nach New York emigrieerte, um dort als Professor für Germanistik zu wirken. In Amerika änderte er seinen Namen in Richard Plant. Auch Theo Plauts Tochter gelang über die Niederlande die Flucht in die USA.
In Amerika erkrankte Theos Frau Meta Plaut schwer, und weil sich die Eheleute mittlerweile sicher fühlten, kehrten sie nach Frankfurt zurück, weil Meta in Deutschland sterben und beerdigt werden wollte. Meta Plaut starb am 29. August 1934 im Israelitischen Krankenhaus in der Gagernstraße. Ihr Mann wohnte nun zunächst bei seiner Schwester, Frau Gut, im Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung.
Vor 1937, bevor ihn die Herausgeber des Reichs-Medizinalkalenders als Juden an den Pranger stellten, zog er in das Haus am Reuterweg 59, wo er mindestens bis zum Frühjahr 1938 lebte. Wie es Theo Plaut gelang, seinen Lebensunterhalt zu sichern, wissen wir nicht. Ende September 1938 wurde ihm wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen die Approbation entzogen.
Am 19. Oktober 1938 heiratete Theo Plaut die Witwe Elli Katzenstein, geb. Friedländer, in Wuppertal – ihre Trauzeugen waren der in Wuppertal bekannte Kaufmann Ernst Eichenberg und dessen Ehefrau Edith, geb. Katzenstein, die beide Anfang 1939 mit ihrem Sohn Hans-Kurt nach Palästina fliehen sollten und dort den Holocaust überlebten.
Nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 10. November 1938 flüchteten sich die Eheleute angeblich zunächst kurzfristig nach Hamburg zu Verwandten oder Freunden. Doch als ihnen dort offenbar weder Schutz noch Sicherheit geboten werden konnte, kehrten sie nach Wuppertal zurück. Hier entschieden sich die Eheleute am 15. November 1938, offensichtlich in großer Panik, sich gemeinsam das Leben zu nemen. Sie wurden auf dem Jüdischen Friedhof am Weinberg in Elberfeld bestattet: Elli bei ihrem ersten Mann Gustav Katzenstein (Ostseite, 6), Theodor Plaut in einem Einzelgrab (K X/88).
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Otto Hövels, Jürgen Dippell, Ute Daub: Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum der Dr. Christ’schen Stiftung 1845-1995, Brühlsche Universitätsdruckerei, Gießen 1995