Franziska Mathias, geb. Elsbach
Über die Kindheit und Jugend von Franziska, genannt „Fränze“ Elsbach ist nahezu nichts bekannt. Sie wurde am 21. Mai 1897 in Walldorf geboren und war mit dem Kaufmann Siegfried Mathias verheiratet, mit dem sie einen Sohn, Hans Albert, hatte. Nach dem Tod von Hermann Heilbrunn war Siegfried Mathias seit dem 18. September 1935 der letzte Gemeindeälteste der Jüdischen Gemeinde Hofgeismar, wo die Familie in der Johannesstraße 2 lebte. Dort betrieb das Ehepaar ein gutgehendes Schuhgeschäft, das sie aber unter dem Druck der Nationalsozialisten 1939 aufgeben mussten.
Die Familie hatte die üblichen Diskriminierungen im Alltag und den zunehmenden wirtschaftlichen Sorgen zu ertragen. Der Sohn Hans Alfred litt unter beispiellosen Schikanen seines Lehrers. Er war das einzige jüdische Kind in seiner Klasse, musste im Unterricht auf einer Einzelbanksitzen und war in den Pausen immer allein. 1938 gelang es den Eltern, ihn mit einem „Kindertransport“ nach England zu bringen, wo er in relativer Sicherheit war. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Noch am 29. Juni 1939 unterzeichnete Siegfried Mathias in seiner Rolle als Gemeindeältester den – nie in Kraft getretenen – Vertrag über den erzwungenen Verkauf des jüdischen Friedhofs an die Stadt Hofgeismar. Kurz darauf zog das Ehepaar nach Wuppertal um, wo es in der Augustastraße 54 eine Wohnung oder ein Zimmer bezog. Siegfried Mathias hatte dort eine Schwester, Paula (*1895), die dort mit Ernst Rosenbaum (*1893) aus Hofgeismar aus der Neuen Straße verheiratet war. Paula Rosenbaum und ihre verwitwete Schwiegermutter Dorette, geb. Kahn, wanderten nach Philadelphia /USA aus, wohin sie auch ihre drei übrigen Schwestern Selma (*1888), Frieda (*1892) und Irma (*1897) mit ihren Familien nachholen konnte.
Warum es den vier Schwestern nicht gelang, Siegfried und Fränze Mathias ebenfalls den Weg ins rettende Ausland zu bahnen, ist unbekannt. Möglicherweise machte der Beginn des Zweiten Weltkriegs ihre Bemühungen zunichte. Aus Wuppertal mussten beide den Weg in die Vernichtung antreten.
Fränze und Siegfried Mathias mussten sich am Montag, den 10. November 1941 am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck einfinden und wurden von dort mit über 250 weiteren Menschen in das Ghetto von Minsk deportiert, wo sie nach vier Tagen ankamen. Entweder wurden sie dort oder wenig später im Wald von Maly Trostenez erschossen.
Fränze Mathias wurde 44 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Minsk; Burmeister/ Dohrs: Suchet der Stadt Bestes, Hofgeismar 1990