Margarete Stern, geb. Rosenberg
Margarete Rosenberg wurde am 17. Juni 1885 in Großendorf (Rhaden) bei Lübbecke in Westfalen geboren. Über ihren familiären Hintergrund ist nicht viel bekannt.
Margarete Rosenberg heiratete Willi Stern aus Kierspe, der um 1907 mit Margaretes Bruder Ernst Rosenberg in Meinerzhagen die Firma „Stern und Rosenberg“ gründete, ein Versandgeschäft von Textilien. 1908 wurde Willi und Margarete Sterns Sohn Ludwig geboren.
Margaretes Bruder Ernst Rosenberg war Soldat im Ersten Weltkrieg und fiel am 26.September 1917, so dass ihr Mann Alleininhaber der Firma wurde.
Ende 1929 zog die Familie Stern nach Elberfeld um, und Willi Stern verlegte auch den Firmensitz nach dort. Die „Firma Stern und Rosenberg, Kleinhandel mit Manufakturwaren und Konfektion“ hatte ihren Sitz in der Elberfelder Herzogstraße 16.
Am 1. März 1938 trat Margarete Sterns Sohn Ludwig in die Firma als persönlich haftender Gesellschafter ein, aber unter dem zunehmenden Druck der nationalsozialistischen Boykottmaßnahmen trat er schon wenige Monate später, am 23. Juli 1938, aus der Firma aus. Im November gelang es Ludwig, mit seiner Frau Ilse, geb. Weil, die er im Mai 1937 geheiratet hatte, nach Argentinien auszuwandern.
Die Eltern blieben zurück. Ende 1938 löste Willi Stern die Firma gänzlich auf. Er war jetzt 61 Jahre alt und wie alle noch im Deutschen Reich verbliebenen Juden dachte er mit seiner Frau Margarete unentwegt über eine Ausreisemöglichkeit nach. Eine davon war, mit einem Sammeltransport nach Spanien zu fliehen. Um diese Chance zu prüfen, war das Ehepaar eigens nach Berlin gereist. Aber die Idee zerschlug sich.
Am 21. April 1942 mussten Margarete und Willi Stern, zusammen mit dem Ehepaar Harry und Adele Renberg, das Haus in der Bleicherstraße 8 verlassen und sich mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Steinbeck begeben.
60 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, dazu je eine Person aus Remscheid, Neviges, Velbert und Hattingen mussten sich an diesem Frühlingsmorgen dort einfinden und wurden zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht improvisiert auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag wurde ein Transport mit insgesamt 387 Männern und 664 Frauen zusammengestellt, der den Bahnhof Derendorf am 22. April 1942 um 11.06 Uhr verließ. Die Route führte über Erkrath, Hagen, Paderborn, Northeim, Nordhausen, Halle (Saale), Cottbus, Sagan, Lissa, Ostrowo, Widzew, Skarzysko Kamienna, Radom, Deblin und Lublin nach Izbica. Nach ihrer Ankunft im Ghetto schrieben manche der Verschleppten Postkarten nach Hause, die auch ihr Ziel erreichten. Sie beweisen, dass die Menschen noch etwa sechs Monate am Leben geblieben sind, ehe sie im Oktober 1942 zu einem Vernichtungslager im Distrikt Lublin – vermutlich nach Sobibór – transportiert und dort sofort ermordet wurden.
Margarete Stern wurde 57 Jahre alt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250283 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Izbica | Gottwaldt, Alfred/ Schulle, Diana: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005