Franziska Daniel, geb. Kahn

  • Geburtsdatum: 28.07.1881
  • Geburtsort: Speyer
  • Wohnort:

    Bergstraße 17, Markgrafenstraße 16, Bahnhofstraße 14

  • Todesdatum: nach 15.05.1944
  • Todesort: Vernichtungslager Auschwitz

Franziska Kahn wurde am 28.7.1881 in Speyer geboren. Über ihre Herkunftsfamilie ist nichts bekannt.

Sie heiratete den Kaufmann Bruno Daniel. Das Elberfelder Adressbuch von 1934 nennt eine ganze Reihe von Kaufleuten aus der Familie Daniel: Neben Bruno, der sein Geschäft in der Markgrafenstraße 16 führte, ist hier noch der Kaufmann Albert Daniel – sein Cousin – mit der Adresse Hofaue 50 genannt und, ebenfalls dort, die Firma Max Daniel mit Modewaren und Kurzwaren, die sein Onkel Max Daniel 1890 gegründet hatte. Daher ist der Eintrag im Adressbuch mit einem kleinen Lorbeerkranz versehen. Im Haus Hofaue 50 wohnte auch die Witwe von Max Daniel, Jeanette.

Der Firmengründer Max Daniel war 1923 gestorben und liegt auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg auf Feld E, Reihe IV begraben. Seine Frau starb 1937 und wurde neben ihrem Mann bestattet.

In der Wupperstraße 9 betrieb Brunos Vater Julius Daniel eine Kurzwarengroßhandlung. Ein weiterer Cousin war der Gynäkologe Dr. Berthold Daniel, der eine Privatklinik in der Aue 104 unterheilt.

Bruno Daniel und seine Frau Franziska, geb. Kahn, hatten drei Töchter: Gertrud, geboren 1909, Ruth Anni, geboren 1911, und Elisabeth. Elisabeth, die jüngste, starb schon 1926 im Alter von 13 Jahren und liegt auf dem Kindergrabfeld des Jüdischen Friedhofs B, Reihe V begraben.

Schon vor den antijüdischen Gewaltaktionen vom November 1938 verschärfte sich die Lage für die Juden im Deutschen Reich erheblich, beginnend mit dem so genannten „Anschluss“ Österreichs im März 1938, über die Maßnahme vom April, alles Vermögen über 5000 Reichsmark angeben zu müssen, bis zur Aktion „Arbeitsscheu Reich“ vom Juni 1938. Es scheint, dass auch Bruno Daniel dieser infamen Maßnahme zum Opfer gefallen ist, denn er wurde vom 21. Juni bis zum 11. September 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert.

Franziska Daniels älteste Tochter Gertrud blieb unverheiratet. Ruth Anni hatte den aus Bayern stammenden Arthur Damith geheiratet. Weder die Töchter noch der Schwiegersohn haben den Holocaust überlebt. Sie wurden am Montag, den 10. November 1941 auf dem Bahnhof Wuppertal-Steinbeck von einem gänzlich mit Menschen gefüllten Zug aufgenommen, der sie nach Minsk deportierte. Dort wurden sie sehr wahrscheinlich wenig später erschossen. Das alles mussten die Eltern noch miterleben. Sie wohnten zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon im Haus Bahnhofstraße 14.

Dieses Haus gehörte Siegfried Elsbach und seiner Schwester Paula Kauffmann. Seit der Aufhebung des Mieterschutzes für Juden im April 1939 hatten die Geschwister weitere Juden und Jüdinnen in ihr Haus aufnehmen müssen. Auch nach ihre Deportation nach Łódź im Oktober 1941 wurde das Haus nun fortwährend neu mit jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern belegt.

Am 20. Juli 1942 mussten Franziska Daniel und ihr Mann Bruno das Haus in der Bahnhofstraße 14 verlassen, wie auch noch die Ehepaare Emmerich und Feidelberg, die Witwe Elise Caminer und die 90-jährige Natalie Stern. Diese acht letzten jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Dort wurden sie mit über 250 weiteren Wuppertaler Jüdinnen und Juden nach Düsseldorf gebracht, um am nächsten Tag mit einem Massentransport in das Ghetto Theresienstadt bei Prag deportiert zu werden. Am 6. Januar 1943 einen Tag vor seinem 72. Geburtstag, kam Bruno Daniel im Ghetto um, vor Hunger, Erschöpfung und fehlender Versorgung.

Franziska wurde am 15. Mai 1944 vom Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort vermutlich sofort ermordet. Sie wurde 63 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; Stadtarchiv Wuppertal, Akten für Wiedergutmachung 250693; Arolsen Archives ITS 11422001_4967791; Yad VaShem