Eva Regina Israel
Eva Israel, geboren 1927 in Elberfeld, war die Tochter des Rechtsanwalts Hugo Israel und der Lehrerin Hedwig Israel, geb. Baruch. Zur Familie Israel gehörten noch der jüngere Bruder Bernhard und die Großmutter, Regine
Baruch, Hedwigs Mutter.
Unter dem Druck der neuen nationalsozialistischen Gesetzgebung musste Hugo Israel seine Kanzlei an der Kleinen Klotzbahn 17 im Jahr 1935 schließen und arbeitete seitdem als Masseur. Ähnlich ging es seiner Frau: Nachdem sie als Lehrerin nicht mehr arbeiten durfte, führte sie an der Kleinen Klotzbahn 12 eine Schreibstube.
Vermutlich gelang es den Eltern noch vor Ausbruch des Krieges, Bernhard mit einem Kindertransport nach England zu retten. Etwa um diese Zeit, Eva war 12 Jahre alt, musste die Familie in ein so genanntes „Judenhaus“ umziehen, und zwar in eine Wohnung des Hauses Brillerstraße 34, das der jüdischen Familie Inow gehörte. Die Großmutter musste in das jüdische Altersheim in der damaligen „Straße der SA“ umziehen (heute Friedrich-Ebert-Straße 73). Das war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in ein „Judenhaus“ umgewandelt worden.
Nach ihrer Schulzeit am Lyceum West begann Eva mit einer Ausbildung in Hauswirtschaft, die sie aber nicht mehr abschließen konnte. Etwa Mitte April erhielt sie ein Schreiben, dass sie sich – ohne ihre Eltern – auf dem
Bahnhof Steinbeck einzufinden hätte zwecks „Arbeitseinsatzes im Osten“. Die Eltern mussten ihr Kind, damals 15 Jahre alt, allein diese Fahrt ins Ungewisse antreten lassen. Eva wurde am 21. April 1942 in das Städtchen
Izbica im „Generalgouvernement“ Polen deportiert, zusammen mit 63 weiteren Menschen aus Wuppertal und den Nachbarstädten.
Drei Wochen später, am 13. Mai 1942 schrieb ihre Mutter an Evas Schulfreundin eine Postkarte:
Liebe Ruth, Du hast wohl durch Deinen Großvater schon gehört, wie es uns ergangen ist. Vor 3 Wochen musste unsere Eva allein abreisen, und wir durften sie trotz unserer Bitte nicht begleiten. Du kannst Dir sicher denken, in was für einer Stimmung wir sind. Ihre Adresse lautet: Izbica am Wieprz, District Lublin (Generalgouvernement), Block V-820 b. Wenn es Dir möglich ist, schreibe ihr doch mal. Sie freut sich bestimmt, wenn sie mit den alten Freundinnen in Verbindung bleiben kann! – Was macht die Schule? Siehst Du Marion S. noch manchmal? Ist Ellen noch so klein und Schlank? Von den Mädels aus meiner Schule ist jetzt kein einziges mehr übrig! Ich denke sehr oft an alle meine Schulkinder. Lass bald mal von Dir hören und sei mit Deinen lieben Eltern herzlich gegrüßt von Deiner Hede Israel. Besonderen Gruß für Ellen und ihre Eltern. Absender Hede Sara Israel, Hugo Israel Israel, Wuppertal-E. Brillerstraße 34
Was weiter mit Eva geschah, ist nicht bekannt. Vermutlich wurde sie in Izbica oder in dem nahe gelegenen Vernichtungslager Sobibór ermordet. Sie war 15 Jahre.
Ihre Eltern Hugo und Hedwig erhielten wenig später einen ähnlichen Befehl. Am 20. Juli 1942 mussten sie sich morgens am Bahnhof Steinbeck einfinden und wurden mit 269 jüdischen Bürgern aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Velbert und Heiligenhaus nach Theresienstadt verschleppt. Unter ihnen befand sich auch Hedes Mutter Regina, die mit vielen anderen Bewohnern des Altersheims ebenfalls deportiert werden sollte. Dort starb sie am 29. April 1943.
Hedwig Israel wurde von Theresienstadt aus nach über einem Jahr, am 3. August 1943, nach Auschwitz deportiert, Hugo ein weiteres Jahr später, am 28. September 1944. Beide wurden dort vermutlich sofort ermordet.
Seit 2010 liegen vor dem Haus in der Kleinen Klotzbahn 12 drei Stolpersteine für die Familie Israel.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Gedenkbuch der Bundesrepublik Deutschland; Deportationsliste; Gedenkblatt Yad Vashem; Langenberger Kulturlexikon, S. 203 (https://www.yumpu.com/de/document/read/5682414/langenberger-kulturlexikon-unter-der-muren)