Caroline Clara Hirsch, geb. Lewen

  • Geburtsdatum: 07.03.1892
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Beruf: Kauffrau
  • Wohnort:

    Zollstraße 1, Straße der SA 43 (heute Friedrich-Ebert-Straße), Wotanstraße 1, Hermann-Göring-Straße 46 (heute Neumarktstraße)

  • Todesdatum: nach 21.04.1942
  • Todesort: Ghetto Izbica oder Vernichtungslager Sobibór

Caroline Lewen wurde am 7. März 1892 in Elberfeld geboren als Tochter des Viehhändlers Adolf Lewen und dessen erster Frau Bertha, geb. Kaufmann. Caroline Lewens Mutter starb schon 1916 mit 49 Jahren – die Tochter war 24 Jahre alt. Ihr Vater heiratete erneut, und zwar Martha Sternberg, geboren 1885, nur sieben Jahre älter als ihre Stieftochter.

Caroline Lewen, die eine Ausbildung zur Kauffrau absolviert hatte, heiratete den 16 Jahre älteren Kaufmann Simon Hirsch, der ein Damenkonfektions-Geschäft am Hofkamp 50 führte. Die Wohnung der Familie war in der Zollstraße 1.

Am 31. Oktober 1913 wurde die erste Tochter, Gerda, geboren, und am 20. September 1920 die zweite, Bertel Hanna.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gerieten auch die Familie Hirsch und ihre Firma unter Druck.

Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 ist das Geschäft für „Damenkleidung“ von Simon Hirsch mit der Adresse „Adolf-Hitler-Straße 9/ Zollstraße 1“ verzeichnet (S. 14). 1936 musste die Familie die Firma liquidieren. Den beiden Töchtern, Gerda und Bertel Hanna, gelang es nun zu emigrieren. In Palästina, heute Israel, fanden sie Zuflucht und eine neue Heimat.

Im Zusammenhang mit den antijüdischen Gewaltaktionen im November 1938 wurde Caroline Hirschs Mann wie viele weitere jüdische Männer am 10. November 1938, vermutlich während einer Geschäftsreise, verhaftet und neun Tage im Gerichtsgefängnis Krefeld in Haft gehalten; auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau war er indes glücklicherweise nicht.

1940 und 1941 musste Caroline Hirsch Zwangsarbeit bei den Ri-Ri-Reißverschlusswerken in Wichlinghausen leisten. Das Ehepaar wohnte inzwischen und ganz sicher nicht freiwillig in der „Straße der SA 43“ (heute Friedrich-Ebert-Straße).

Am Dienstag, den 21. April 1942, mussten Caroline Hirsch und ihr Mann mit ihrem Gepäck und Proviant zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen.

60 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, dazu je eine Person aus Remscheid, Neviges, Velbert und Hattingen mussten sich an diesem Frühlingsmorgen dort einfinden und wurden zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht improvisiert auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag wurde ein Transport mit insgesamt 387 Männern und 664 Frauen zusammengestellt, der den Bahnhof Derendorf am 22. April 1942 um 11.06 Uhr verließ. Die Route führte über Erkrath, Hagen, Paderborn, Northeim, Nordhausen, Halle (Saale), Cottbus, Sagan, Lissa, Ostrowo, Widzew, Skarzysko Kamienna, Radom, Deblin und Lublin nach Izbica. Nach ihrer Ankunft im Ghetto schrieben manche der Verschleppten Postkarten nach Hause, die auch ihr Ziel erreichten. Sie beweisen, dass die Menschen noch etwa sechs Monate am Leben geblieben sind, ehe sie im Oktober 1942 zu einem Vernichtungslager im Distrikt Lublin – vermutlich nach Sobibór – transportiert und dort sofort ermordet wurden.

Caroline Hirsch war 50 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alter Synagoge: Deportationsliste Izbica | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 628856, 268855, 268857, 614023 | Gottwaldt, Alfred/ Schulle, Diana: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005