Dr. Alfred Meyer
Der Zahnarzt Dr. Alfred Meyer führte eine sehr gut gehende Praxis am Neuen Weg 42, heute Friedrich-Engels-Allee. Ob allein die Missgunst eines nicht so erfolgreichen und in der SA organisierten Kollegen die Ursache war, die Existenz und das Leben von Alfred Meyer zu zerstören, ließ sich nach 1945 in mehreren Prozessen nicht recherchieren. Und obwohl im Rahmen der „juristischen Aufarbeitung“ des Mordes ein Herr Hoter zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt und die Täterschaft von fünf SA-Männern festgestellt wurde, konnten die genauen Umstände dieses grausamen Mordes bis heute nicht aufgeklärt werden.
Während des Frühjahrsurlaubs 1933 von Alfred Meyer auf einer kanarischen Insel wurden seine Wohnungs- und Praxisräume in Wuppertal verwüstet und wertvolles Inventar zerstört. Nach seiner Rückkehr suchte Meyer am 3. April 1933 den Polizeipräsidenten von Wuppertal auf und verlangte eine Untersuchung des Vorfalls. Statt aktiv zu werden, soll ihm der damalige Polizeipräsident geraten haben, ins Ausland zu gehen, da die Polizei ihn, gegen den nichts Strafwürdiges vorliege, nicht schützen könne. In Verkennung der politischen Umstände verlangte der eingeschüchterte Zahnarzt, unverzüglich in „Schutzhaft“ genommen zu werden, da er außer im Ausland nur im Gefängnis vor den Brutalitäten der Nazis sicher sei. Er blieb sechs Wochen freiwillig im Gefängnis, musste jedoch erleben, dass keinerlei Untersuchungen stattfanden, um die Täter aufzuspüren und für den angerichteten Schaden verantwortlich zu machen.
Resigniert verließ Alfred Meyer am 9. Mai 1933 Wuppertal, um in der Düsseldorfer Praxis seiner Frau, Dr. Amalie Meyer zu arbeiten. Aber auch dort entging er seinen Naziverfolgern nicht. Anonyme Anrufer bedrohten ihn. Am 16. Mai 1933 „verhafteten“ ihn SA-Leute ohne Rechtsgrundlage und verschleppten ihn in das so genannte „Braune Haus“. Einen Tag später fand man seine Leiche in der Bevertalsperre, mit einer Kopierpresse beschwert. Der Leichnam soll mehrere Stichverletzungen im Unterleib und zwei Kopfschüsse aufgewiesen haben (nach den Aussagen seiner Schwester Erna Niedermann vor einem Notar in Haifa am 27.11.1936). Während die regionale Presse den Mordfall verschwieg, erschien im Manchester Guardian am 19. Juni 1933 ein Bericht darüber.
Auch noch bei der Formulierung seiner Todesanzeige scheinen die braunen Machthaber Druck auf seine Frau ausgeübt zu haben. Sie lautet unter anderem: „Am 16. dieses Monats verschied sanft mein Mann“.
Seit dem 9. Februar 2012 befindet sich vor dem Haus Helmutstraße 32 ein „Stolperstein“ für Alfred Meyer.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 425162; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Slg. Ulrich Föhse