Jeanette Apolant, geb. Kahn
Jeanette Kahn wurde am 24. August 1863 in Eschwege geboren. Fünf Jahre später kamen noch zwei Zwillingschwestern, Klara und Franziska, zur Welt. Verheiratet war Jeanette Kahn mit Simon Apolant (*1834), mit dem sie in den 1880 Jahren in Bad Nenndorf im Landkreis Schaumburg die Firma „S. Apolant“ gründete. Dort hielten sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu Kur-Zwecken auch jüdische Gäste aus dem In- und Ausland auf. Die streng rituell geführte Pension Adler, die auch einen Andachtsraum besaß, bot Unterkunft und Verpflegung. Der Geschäftsmann Simon Apolant war mehrere Jahre Vorsteher der Rodenberger Kultusgemeinde. Er starb 1912, und so führten Jeanette Apolant und ihre Schwester Franziska das Geschäft selbstständig weiter. Die wenigen in Bad Nenndorf ansässigen Juden verließen Ende der 1930er Jahre den Kurort und emigrierten ins rettende Ausland.
1937 zogen die beiden Schwestern zunächst nach Eschwege um, im Mai 1940 dann nach Wuppertal, wo schon ihre Schwester Klara lebte. Alle drei zogen in das nach der Deportation vieler jüdischer Wuppertaler und Wuppertalerinnen frei gewordene Haus der jüdischen Gemeinde, Stephanstraße 9. In dieses Haus wurden nun auch Grete Metzger, Martha Meyer und die Eheleute Sternberg eingewiesen.
Sie alle, insgesamt sieben Personen, mussten sich am Montag, den 20. Juli 1942, mit ihrem Gepäck auf dem Bahnhof Wuppertal Steinbeck einfinden. Dort wurden sie, in einer Menge von insgesamt 271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus, zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Tag deportierte sie ein großer Transportzug mit über 1000 Menschen in das Ghetto Theresienstadt.
Dort starb Jeanette Apolant am 22. November desselben Jahres, vermutlich an Hunger oder Erschöpfung, Misshandlung oder mangelnder Versorgung. Sie war 79 Jahre alt.