Berta Frankenberg, geb. Koppel, gen. Lina
Über die Herkunft von Lina Frankenberg ist nahezu nichts bekannt. Sie wurde am 23. Juni 1872 in Wanne-Eickel als Berta Koppel geboren und heiratete in die Langerfelder Metzgerfamilie Frankenberg ein. Im November 1899 wurde der erste Sohn Karl geboren, zwei Jahre später folgte Otto. Die Familie lebte an der Stadtgrenze zwischen Langerfeld und Schwelm in der Wilhelm-Hedtmann-Straße 2.
Die Eheleute Frankenberg ermöglichten ihrem Sohn Karl ein Jurastudium. Tatsächlich wurde Karl Frankenberg Gerichtsassessor am Landgericht Wuppertal. Als er 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, aus dem Justizdienst ausgeschlossen wurde, emigrierte er im Juni 1933 nach Paris. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 in Frankreich flüchtete er nach Marseille, wurde jedoch verhaftet und im Camp Des Milles bei Aix-en-Provence und im Camp de Gurs am Rand der Pyrenäen interniert. Am 7. September 1942 wurde Karl Frankenberg mit dem Transport 29 vom Sammellager Drancy, 20 km nordöstlich von Paris, nach Auschwitz deportiert. Sein offizielles Todesdatum wurde nachträglich auf den 8. Mai 1945 datiert.
Währenddessen wurde Karls jüngerer Bruder Otto zunächst während der Novemberpogrom 1938 verhaftet und im Konzentrationslager Buchenwald festgesetzt. Nach dieser Haft versuchte er, in die USA auszuwandern, was jedoch misslang. Bis zu seiner Deportation am 10. November 1941 nach Minsk musste er Zwangsarbeit in der Säcke- und Segeltuchdeckenfabrik Gustav Busche in der Schwelmer Straße 122 leisten. Ziemlich bald nach seiner Ankunft in Minsk wird er dort erschossen worden sein.
Lina Frankenberg, bereits seit den 1930er Jahre Witwe, musste die Verfolgung ihrer Söhne hilflos miterleben. Sie selbst zog zu Beginn der 1940er Jahre zwangsweise in das ehemalige Altersheim der jüdischen Gemeinde Wuppertal-Elberfeld in der damaligen Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße) um, wo im Jahr 1942 auf engstem Raum bereits über 70 meist ältere Personen zusammenlebten. Von dort musste sich Lina Frankenberg am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck begeben, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden. Alle jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altersheim mussten sich ebenfalls auf dem Bahnhof einfinden.
Wenige Monate später, am 29. Oktober 1942, kam Lina Frankenberg im Ghetto Theresienstadt um, womöglich aus Entkräftung, Hunger und mangelnder Pflege. Sie war 70 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt| Susanne Mauss: Nicht zugelassen. Die jüdischen Rechtsanwälte im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf 1933-1945, Essen 2013, S. 158