Ida Culp, geb. Meinzer, mit ihren Sohn Werner und ihrem Mann Sally

Ida Culp, geb. Meinzer

  • Geburtsdatum: 16.06.1863
  • Geburtsort: Barmen
  • Wohnort:

    Unterdörnen, Heidter Berg 1, Untere Lichtenplatzer Straße 69

  • Todesdatum: 20.11.1942
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Ida Culp wurde am 16. Juni 1863 in Barmen als Tochter von Hermann Meinzer und seiner Frau Juli geboren. Idas Mutter stammte aus der Familie Wahl, einer der ersten jüdischen Familien in Barmen überhaupt. Besonders sympathisch wird sie nicht gewesen sein, denn Idas Sohn Werner erinnerte sich später:

Meine Großmutter Meinzer war eine geborene Wahl. Die Familie Wahl war die älteste jüdische Familie in Barmen. Der Vater meiner Großmutter hatte mit seinem Bruder ein Damenkonfektionsgeschäft, das als das bedeutendste und vornehmste galt. Es war stets etwas Besonders, wenn von Wahls die Rede war. Meine Großmutter war eine sehr eigene Frau. […] Ihre Kinder hatten es nicht sehr gut bei ihr, besonders meine Mutter soll sehr unter ihren Launen gelitten haben. Geld war zwar im Haus genügend vorhanden, doch litt die Familie unter der launenhaften und tyrannischen Mutter. […] Die Ausbildung meiner Mutter war die für die damalige Zeit übliche. Höhere Tätigkeiten und handarbeitliches Geschick zeichnete meine Mutter stets aus. Besondere Erlebnisse weiß ich von ihrer Jugend nicht zu berichten.

 

Im Jahr 1885 heiratete Ida Meinzer den Chemiker Dr. Sally Culp. Die erste Wohnung des jungen Paares war in Mülheim am Rhein. Es ging ihnen gut, obwohl Sally Culp zunächst noch nicht viel verdiente, weil die Eltern Culp und Meinzer sie finanziell großzügig unterstützten.

Am 8. Februar 1887 wurde Idas erster Sohn geboren. „Sonderbarerweise hat mein Vater es meinem Bruder persönlich übelgenommen, dass er meiner Mutter bei der Geburt so viel zu schaffen gemacht hat, und das Verhältnis der beiden zueinander war nicht besonders gut,“ erinnerte sich Idas Sohn später.

1889 zogen die Culps wieder in ihre Vaterstadt Barmen zurück, weil Idas Mann Sally sich mit seinem Bruder Robert an der Gründung einer Fabrik beteiligen konnte. Sie wohnten zunächst für kurze Zeit „im Unterdörnen“, dann aber bald in einer sehr gut ausgestatteten Wohnung in der Heidter Straße (heute Heidter Berg) 1. Am 7. Juli 1890 kam dort der zweite Sohn, Werner, zur Welt. Einige Zeit später brachte Ida ein Mädchen zur Welt, Trude, das aber schon als kleines Kind an Diphterie starb.

Im Erdgeschoss des Hauses Heidterstraße war eine kleine Synagoge, eher ein Betsaal, der vom Vorbeter Lazarus Bodenheimer geführt wurde. Auch daran konnte sich Idas Sohn später erinnern: „Es muss auch eine Familie Bodenheimer dort gewohnt haben, denn meine Mutter pflegte in späteren Jahren, wenn wir unsere Nägel nicht in Ordnung hielten, zu sagen: „Ihr wollt solche Nägel haben wie die alte Frau Bodenheimer in der Heidtstraße!“

1893 brach die Firma „S. & R. Culp“ zusammen, an der Sally Culp Teilhaber war. Das ganze Vermögen, auch Idas Mitgift und das väterliche Erbe waren verloren, und von diesem Schlag haben sich Ida und Sally Culp nie wieder erholt. Werner Culp erinnerte sich: „Wie der Zusammenbruch eigentlich zu Stande kam, was es für eine Fabrik war und sonstige Einzelheiten weiß ich nicht. Nur soweit wurde mir klar, dass mein Vater durch einen Betrüger um sein Geld gebracht wurde. […] Dass es für meine Mutter ein sehr harter Schlag war, habe ich stets empfunden, doch sie war es auch, die mit Energie an den Aufbau einer neuen Existenz ging.“

Die große Wohnung wurde aufgegeben und eine kleinere in der Lichtenplatzer Straße 70 gemietet. Gerade in dieser Zeit bekam die Famlie Nachwuchs: am 7. Mai 1893 wurde Idas jüngstes Kind, Johanna Margareta, genannt Grete, geboren.

Nachdem sich die Barmer Juden vor allem in der Heidter Straße 1 bei Lazarus Bodenheimer zum Gebet getroffen hatten, wurde im Januar 1897 eine richtige, prächtige Synagoge an der Scheurenstraße (heute Zur Scheuren) eingeweiht. Ida Culp hatte sich bei den Festvorbereitungen engagiert und auch eine Rolle im dargestellten „lebenden Bild“, der „Auffindung des Moses“, gespielt. Im Anschluss durfte sie das Körbchen mit der Puppe, die den Moses darstellen sollte, behalten und ihrer Tochter schenken. Ihr Sohn Werner erinnert sich an ein Missgeschick, das ihm damit widerfuhr: In einem Körbchen lag eine lebensgroße Puppe, die von einer schönen Jungfrau aus dem Nil gezogen wurde. Diese herrliche Puppe hatte meine Mutter, die bei allen solchen Gelegenheiten eine Hauptrolle spielte, geschenkt bekommen, und meine Schwester bekam sie natürlich. Eines Tages stand dieser Moses so hinter einer Tür, dass beim Öffnen der Tür der Porzellankopf zusammengedrückt wurde. Ich war natürlich das Karnickel, das die Tür öffnete, und den Moses in einen Haufen Scherben verwandelte. Heute noch meine ich, dass es ein Unfall war, aber niemand wollte mir glauben. Zu oft hatte ich Proben meiner Zerstörungswut gegeben. Was für eine Strafe ich bekam, weiß ich nicht, aber der große jüdische Prophet war nun nie mehr für mich als eine böse Erinnerung. […] Das Unrecht von damals habe ich nie vergessen. Ich wollte bestimmt nicht den Moses kaputt machen.

 

Idas Sohn Werner studierte nach dem Abitur Medizin und meldete sich 1914 sofort nach Kriegsausbruch freiwillig. 1918 heiratete er, und schon im nächsten Jahr wurde Ida Großmutter einer Enkelin: Ingeborg. 1923 folgten Hans-Dieter und 1928 Waltraud. Aber die Freude an den Enkeln währte nicht lange, denn im Dezember 1930 starb Idas Mann Sally im Alter von 78 Jahren. Werner lebte mit seiner Familie in der Ottostraße 61, hatte seine Praxis aber ganz in der Nähe der Eltern in der Unteren Lichtenplatzer Straße 73.

Ida, nun 67 Jahre alt, erlebte 1933 die Machtübernahme der Nationalsozialisten mit allen Folgen: Diskriminierung und Isolierung, Sorge um die Kinder und Verwandten. 1936 starb ihr Sohn Werner an Angina Pectoris, aber da er nach dem Tod seines Vaters aus dem Judentum ausgetreten war, gibt es kein Grab für ihn auf dem jüdischen Friedhof.

Irgendwann Ende der 1930er Jahre zog Ida Culp zu ihrer Tochter Grete, gesch. Wagner, nach Wiesbaden und wohnte dort in der Wiesbadener Straße 14, zuletzt in der Kapellenstraße 12. Von dort wurde sie über Frankfurt am 1. September 1942 mit dem Transport XII/2 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und kam dort am 20. November 1942 um, fast 80 Jahre alt.

Ihre Tochter Grete zog nach der Deportation der Mutter noch nach Berlin, von wo sie zunächst am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde. Am 18. Mai 1944 verschleppte man sie nach Auschwitz, wo sie vermutlich sofort ermordet wurde.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Interviews Culp; Slg. Föhse