Lina Frank, geb. Mane
Lina Mane wurde am 28. April 1890 in Geinsheim in der Pfalz als fünftes von sechs Kindern der Eheleute Jacob Mane und Johanna, geb. Delheim, geboren. Über ihre Kindheit und Schulzeit ist nichts bekannt. Sie heiratete den Kaufmann Simon Frank und zog mit ihm nach Barmen. Im Jahr 1921 verzeichnet das Adressbuch Barmen den Namen ihres Mannes mit der Adresse Löwenstraße 13, die 1935 in Diedenhofer Straße umbenannt wurde.
Am 25. Mai 1922 wurde Lina Franks Sohn Werner geboren. 1927 wohnte die Familie in der Großen Flurstraße 5.
Auch Simon Frank und seine Frau Lina hatten, wie alle Juden und Jüdinnen der Stadt, unter den Boykottaktionen und Diskreditierungen der Nationalsozialisten schwer zu kämpfen. 1935 erschien auch sein Name mit Adresse – jetzt Freiligrathstraße 7 – und Branche im 1935 erschienenen antijüdischen „Boykottheft“ der NSDAP (S. 10).
Das Adressbuch 1940/41 verzeichnet Lina Franks Mann als „Heimarbeiter“ Simon „Israel“ Frank an einer neuen Adresse: Bredde 63 am Wichlinghauser Markt. Dort wohnte das Paar auf der ersten Etage; im Mai 1939 konnten die Eltern ihren nun 15-jährigen Sohn Werner auf einen „Kindertransport“ nach England geben, so dass er den Holocaust überlebte. Ebenfalls auf der ersten Etage des Hauses Bredde 63 ist noch der „Heimarbeiter“ Max „Israel“ Frank genannt – weitere Stockwerke scheint das Haus nicht gehabt zu haben.
Auf der Deportationsliste sind neben Lina Frank und ihrem Mann noch der fünf Jahre jüngere Max und eine Rosalie genannt, vermutlich Max` Ehefrau, und die erst 1924 geborene Margot, vermutlich die Tochter des Ehepaars Max und Rosalie Frank.
Am Montag, den 10. November 1941 musste die gesamte Familie Frank zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Lina Frank war 51 Jahre alt, als man sie deportierte.
Ihr Sohn Werner emigrierte von England nach Australien und starb am 7. Februar 1998 in Melbourne. Er war nach bisherigem Wissensstand der einzige Überlebende der Familie.
Quellen
http://www.gen.lacikam.co.il/individual.php?pid=I175&ged=Szekely%20300512%20UTF-8.ged&changelanguage=yes&NEWLANGUAGE=german | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Alten für Wiedergutmachung 602760