
Alfred Baum
Alfred Baum wurde am 4. Mai 1873 als Sohn von Emmanuel Baum und seiner Frau Rosalie, geb. Hirsch in Elberfeld geboren. Er hatte einen vier Jahre jüngeren Bruder, Max, und, aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Josefine Weidner, zwei jüngere Schwestern: Irma Charlotte, geboren 1882, und Ernestine, genannt Erna, 1890 geboren.
Alfred Baum erlernte den Beruf des Kaufmanns und gründete später gemeinsam mit seinem Bruder Max und Karl Vieten in Vohwinkel die „Erste Elberfelder Margarinefabrik Gebrüder Baum“ mit Sitz in der Sedanstraße, später umbenannt in Gutenbergstraße 16-20. Dazu gehörte noch eine zweite Firma, die Lebensmittelgroßhandlung Vieten & Baum. Seine private Wohnadresse war die Katernberger Straße 4.
Aber unter dem Druck der antijüdischen Maßnahmen war Alfred Baum Ende 1938 gezwungen, aus der Firma auszusteigen. Seit dem 22. November 1938 hieß die Firma nun Vieten & Molineus KG.
Neben allen anderen Drangsalierungen durch die neuen Machthaber war sicherlich der Tod des Bruders Max ein schwerer Verlust: Max Baum starb am 8. September 1940 an einer Blutvergiftung, weil er nicht rechtzeitig behandelt wurde, weil er jüdisch war. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof an der östlichen Mauer.
Im November 1941 musste sich Alfred Baum von seiner Schwester Erna verabschieden, die mit dem zweiten großen Tarnsport von Jüdinnen und Juden nach Minsk deportiert wurde und dort oder im Wald von Maly Trostenez erschossen wurde, was er aber vermutlich nicht mehr erfahren hat.
Sein Bruder Max hatte seine Ehefrau Anna, geborene Schasberger, hinterlassen, die keine Jüdin war, seine Tochter Irmgard (*1919 in Barmen) und seinen Sohn Günther Emanuel (*1921 in Barmen). Während Alfred Baums Schwägerin Anna die Verfolgung in Wuppertal überlebte und sein Neffe Günter rechtzeitig emigrieren konnte, gelang dies der Nichte Irma nicht. Sie wurde im April 1942 nach Izbica deportiert und ermordet. Auch Alfreds Schwester Irmgard Charlotte, verheiratete Baer, musste mit auf diesen Transport und wurde wie ihre Nichte ermordet.
Vermutlich 1939 musste Alfred Baum in das Haus Gartenstraße 24 umziehen, das dem 1921 verstorbenen Josef Röttgen und dessen Frau Milli, geb. Salomon, gehörte. Milli Röttgen war rechtzeitig in die USA ausgewandert und starb 1943 in New York.
Im Haus Gartenstraße 24 lebten auch noch weitere Jüdinnen und Juden: die Eheleute Jakob Kaufmann mit seiner Frau Wilhelmine, Michael Max Neumann mit seiner Frau Meta, Karl Altgenug mit seiner Frau Rosa und schließlich Bertha Haas.
Am Montag, den 20. Juli 1942, musste Alfred Baum, zusammen mit den anderen sieben Bewohnerinnen und Bewohnern, das Haus Gartenstraße 24 mit seinem Gepäck verlassen und sich zum Bahnhof Steinbeck begeben. 271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus mussten dort einen Zug besteigen, der sie zunächst zum Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf brachte, wo sie eine Nacht verbringen mussten. Früh am nächsten Morgen wurden in einem Massentransport insgesamt über 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapo-Bezirk Düsseldorf in das Ghetto von Theresienstadt bei Prag deportiert. Danach gab es praktisch keine Jüdinnen und Juden mehr in Wuppertal, nur noch die wenigen, die mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren oder einen nichtjüdischen Elternteil hatten.
Am 22. Februar 1943 starb Alfred Baum im Ghetto Theresienstadt, vermutlich an Hunger, an Entkräftung und mangelnder Versorgung. Er wurde 70 Jahre alt.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250917; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; Arolsen Archives ITS_11422001_5014646; https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/5190-alfred-baum/ (hier: Todesfallanzeige_17426_ca_object_representations_media_43956_large)