Oscar Simon

  • Geburtsdatum: 25.08.1886
  • Geburtsort: Quakenbrück
  • Wohnort:

    Roonstraße 22

  • Todesdatum: 16.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Der Kaufmann Oscar Simon wurde am 25. August 1886 in Quakenbrück geboren. Er war mit der Opernsängerin Alice Julia Berg verheiratet, die zwar in Köln geboren worden, aber in Barmen aufgewachsen war. Sein einziges Kind war die 1927 in Quakenbrück geborene Tochter Ruth. Oscar Simon stammte aus einer Familie von Viehhändlern, sein Bruder Leopold betrieb einen Holzhandel. Leopold Simon war auch der letzte amtierende Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Quakenbrück.

Im Zuge der antijüdischen Ausschreitungen im November 1938 wurde die Holzhandlung seines Bruders zerstört. Beide Brüder und weitere Gemeindemitglieder wurden verhaftet und über Osnabrück in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. In Buchenwald wurde Oscar Simons Bruder derart misshandelt, dass er an den Verletzungen starb. Oscar Simon wurde am 16. Dezember 1938 aus dem Konzentrationslager Buchenwald entlassen.

Am 17. Mai 1939 lebten nur noch zehn jüdische Einwohner in Quakenbrück, darunter auch die dreiköpfige Familie Simon.  Die Stadt Quakenbrück war judenfeindlich eingestellt und übte Druck auf die wenigen verblieben Juden und Jüdinnen aus, auch noch aus der Stadt zu verschwinden. Auch die Simons zogen nun aus Quakenbrück weg. Wegen der verwandtschaftlichen Verhältnisse seiner Frau zogen sie nach Wuppertal, wo die Schwiegermutter Henriette Berg wohnte. Seit dem 1. August 1939 wohnten die Simons im Briller Viertel in Elberfeld im Haus Roonstraße 22, das der jüdischen Familie Alsberg gehört hatte.

In Wuppertal musste Oscar Simon Zwangsarbeit verrichten, zuletzt als Hilfsarbeiter bei der Firma „Otto Schäfer“ in der Helgoländer Straße 8 in Wuppertal-Barmen. Sein Stundenlohn betrug 0,80 RM, und sein Arbeitsbuch führte die Nummer 198/177477.

Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, mussten sich Oscar Simon, seine Frau und seine Tochter von vielen Menschen verabschieden: von der Schwiegermutter Henriette Berg, die in der Haspeler Schulstraße 4 wohnte, und von den Nachbarn im Haus in der Roonstraße: von der Witwe Selma Niederheimer und deren Bruder Emil Goldschmidt.

Die drei Simons mussten sich zum Bahnhof Steinbeck begeben und wurden in einer großen Gruppe von rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, Remscheid und Solingen nach Düsseldorf gebracht. Am nächsten Tag wurde ein Transport von rund 1000 Personen aus dem gesamten Gestapobezirk zusammengestellt, der zum Ghetto Łódź in Polen fuhr.

Dort mussten die Simons das Zimmer 5 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 beziehen. Am 27. Dezember 1941 schrieb Oscar Simon eine Postkarte aus dem Ghetto an die Nachbarin aus Wuppertal, Selma Niederheimer, und bedankte sich darin für 5 Reichsmark, die er erhalten hätte. Die Postkarte kam allerdings nie an, sie wurde beschlagnahmt. Ebenfalls im Dezember 1941 kam eine Postanweisung über 9,60 Mark an Oscar Simon, von der er zwei Drittel an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte.

Oscar Simon wurde vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für den Arbeitseinsatz in der Ghetto-Lederfabrik oder den Sattlereien vorgeschlagen. Eine Arbeit erhielt er jedoch nicht. Vermutlich konnte Oscar Simon sich und seine Familie zunächst vom IV. Transport am 7. Mai 1942 zurückstellen lassen. Am 15. Mai 1942 wurde er aber zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter mit dem XII. Transport aus dem Ghetto von Łódź in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.

Er war 56 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Lodz; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011