Jutta Lewin

Jutta Lewin

  • Geburtsdatum: 19.12.1918
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Wohnort:

    Kaiser-Wilhelm-Allee 21, Straße der SA 85 (heute Friedrich-Ebert-Straße)

  • Todesdatum: nach 21.04.1942
  • Todesort: Ghetto Izbica oder Vernichtungslager Sobibór

Jutta Lewin kam am 19. Dezember 1918 in Elberfeld als zweite Tochter des Ehepaars Max und Käthe Lewin, geb. Müller, zur Welt. Sie hatte noch eine ältere Schwester, Gisela, Jahrgang 1915, und einen jüngeren Bruder, Hans-Ulrich, geboren 1920.
Da der Vater jüdisch und die Mutter christlich war und sie liberal eingestellt waren, sollten die Kinder sich später selbst entscheiden, ob und welcher Religion sie angehören wollten.

Die Familie Lewin lebte in einer Villa in der Kaiser-Wilhelm-Allee 21 im Zooviertel von Elberfeld. Der Vater Max Lewin, Teilhaber der Firma Lewin & Weyl, war im Ersten Weltkrieg verwundet worden und hatte ein Bein verloren. Im April 1933, nachdem die Nationalsozialisten Geschäfte von jüdischen Inhabern boykottierten, nahm er sich aus Verzweiflung das Leben.

Noch kurz vor Ausbruch des Krieges konnten Juttas Geschwister Deutschland verlassen, doch für Jutta kamen die Papiere, die sie hätten retten können, nicht an. Sie blieb bei ihrer Mutter und ihrer Großmutter in Wuppertal. Die Mutter bestritt den Lebensunterhalt als kaufmännische Angestellte, musste jedoch unter ihrem Mädchennamen Müller dort arbeiten.

Da Jutta als „Halbjüdin“ galt, musste sie den „Judenstern“ tragen. Wenn sie mit ihrer Freundin Annedore ausging, hakten sie sich so unter, dass der Stern von der Freundin verdeckt war. Klappte das nicht, wurden sie daraufhin oft beschimpft.

Annedore und Jutta halfen älteren jüdischen Ehepaaren, die im Briller Viertel in „Judenhäusern“ leben mussten, und besuchten sie und brachten ihnen Essen, das sie mithilfe von Annedores Eltern organisiert hatten.

Als Jutta im Frühjahr 1942 den Deportationsbeschied erhielt, wollten sie und ihre Mutter das nicht hinnehmen. Käthe Lewin und drei weitere Mütter, die selbst nicht jüdisch waren, setzten sich für ihre Kinder ein, schickten ein Telegramm an das Innenministerium mit der flehentlichen Bitte, ihre Kinder von der Liste zu streichen. Als Antwort drohte man ihnen „Staatpolizeiliche Maßnahmen“ an, falls sie es wagen sollten, noch weitere Schritte zu unternehmen.

Annedore Bell beschreibt ihre Freundin am Tag der Abfahrt: „Jutta mit aschblondem Lockenhaar, blauen Augen, schlank und sportlich, hübsch und gepflegt.“ So lächelt sie auch von einer Fotografie, die auf der Rückseite eine Widmung trägt: „18.4.42 Meiner einzigen treuen Freundin Annedore zur Erinnerung von ihrer Jutta“. Das war das Abschiedsgeschenk, das Jutta ihrer Freundin überreichte, bevor sie sich am Dienstag, den 21. April 1942, mit ihrem Gepäck am Bahnhof Steinbeck einfinden musste. Von dort aus wurde sie mit 60 anderen Menschen aus Wuppertal nach Izbica deportiert.

Von unterwegs kamen drei Postkarten von Jutta in Wuppertal an. Sie hatte bereits adressierte Postkarten mitgenommen. „Sie waren zerknittert und z.T. lehmbeschmiert. Abgestempelt waren sie in Thüringen. Wahrscheinlich hatte sie sie einfach aus dem Waggon geworfen, und ein mitleidiger Bauer hatte sie gefunden und in einen Briefkasten gesteckt.“

Jutta Lewin wurde vermutlich in Sobibór ermordet.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


AfW 11722, Akten der Gestapo, HStA Düsseldorf; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Brief von Annedore Bell an Ulrich Föhse