Siegfried Mathias

  • Geburtsdatum: 21.08.1889
  • Geburtsort: Hofgeismar
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Augustastraße 54

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Siegfried Mathias war der älteste Sohn des Kaufmann Willy Mathias (1853-1931), und dessen Ehefrau Julie, geb. Wittgenstein (1857-1916). Nach dem Tod von Hermann Heilbrunn war er seit dem 18. September 1935 der letzte Gemeindeälteste der Jüdischen Gemeinde Hofgeismar.

Verheiratet war er mit Franziska (genannt Fränze) Elsbach (*1897). Mit ihrem einzigen Kind Hans Alfred wohnten sie in der Johannesstraße 2. Dort betrieben sie ein gutgehendes Schuhgeschäft, das sie aber unter dem Druck der Nationalsozialisten 1939 aufgeben mussten.

Die Familie hatte die üblichen Diskriminierungen im Alltag und den zunehmenden wirtschaftlichen Sorgen zu ertragen. Der Sohn Hans Alfred litt unter beispiellosen Schikanen seines Lehrers. Er war das einzige jüdische Kind in seiner Klasse, musste im Unterricht auf einer Einzelbanksitzen und war in den Pausen immer allein.  1938 gelang es den Eltern, ihn mit einem „Kindertransport“ nach England zu bringen, wo er in relativer Sicherheit war. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Noch am 29. Juni 1939 unterzeichnete Siegfried Mathias in seiner Rolle als Gemeindeältester den – nie in Kraft getretenen – Vertrag über den erzwungenen Verkauf des jüdischen Friedhofs an die Stadt Hofgeismar. Kurz darauf zog das Ehepaar nach Wuppertal um, wo es in der Augustastraße 54 eine Wohnung oder ein Zimmer bezog. Siegfried Mathias hatte dort eine Schwester, Paula (*1895), die dort mit Ernst Rosenbaum (*1893) aus Hofgeismar aus der Neuen Straße verheiratet war. Paula Rosenbaum und ihre verwitwete Schwiegermutter Dorette, geb. Kahn, wanderten nach Philadelphia /USA aus, wohin sie auch ihre drei übrigen Schwestern Selma (*1888), Frieda (*1892) und Irma (*1897) mit ihren Familien nachholen konnte.

Warum es den vier Schwestern nicht gelang, Siegfried und Fränze Mathias ebenfalls den Weg ins rettende Ausland zu bahnen, ist unbekannt. Möglicherweise machte der Beginn des Zweiten Weltkriegs ihre Bemühungen zunichte. Aus Wuppertal mussten beide den Weg in die Vernichtung antreten.

Siegfried und Fränze Mathias mussten sich am Montag, den 10. November 1941 am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck einfinden und wurden von dort mit über 250 weiteren Menschen in das Ghetto von Minsk deportiert, wo sie nach vier Tagen ankamen. Entweder wurden sie dort oder wenig später im Wald von Maly Trostenez erschossen.

Siegfried Mathias wurde 52 Jahre alt.

Bildnachweis


Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Minsk; Burmeister/ Dohrs: Suchet der Stadt Bestes, Hofgeismar 1990