Albert Strauß
Albert Strauß wurde am 28. Januar 1895 als zweites von vier Kindern des Viehhändlers Simon Strauß und seiner Frau Augusta, geb. Wallenstein in Crainfeld in Hessen geboren. Die Familie bewohnte dort eins der heute kulturhistorisch bedeutendsten Fachwerkhäuser in Crainfeld. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Besitz des damaligen Pfarrers Rübsamen befindlich, erwarb es 1832 Jud Süssel Sommer, der zuvor im Unterdorf gewohnt hatte. 1852 ging es an Markus Strauß über, 1881 an seinen Sohn Simon Strauß.
Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Tod des Vaters von Albert Strauß am 24. Februar 1933 verließ die Familie Strauß als erste jüdische Familie den Ort. Albert Strauß, der am 4. August 1925 in Elberfeld Maria Strauß, geb. Haas aus Rülzheim geheiratet hatte, ist indes schon im Elberfelder Adressbuch von 1925 als Vertreter an der Adresse Laurentiusstraße 23 verzeichnet. Als Trauzeuge des Paares war vermutlich ein Bruder von Maria Haas zugegen, der Kaufmann Max Haas, 27 Jahre alt, wohnhaft in der Ulmenstraße 11.
Albert Strauß arbeitete als Reisender bzw. Vertreter in der Papierbranche, während seine Frau Maria Kassiererin bei der Firma Alsberg war, dem großen Textilkaufhaus eines jüdischen Eigentümers.
Nach ihrer Heirat wohnte das Paar in der Ulmenstraße 10. Dort lebte auch Maria Haas` Mutter Berta, geb. Hirsch, während ihr Vater, Max Haas, augenscheinlich getrennt von seiner Frau, in Ploch, Mainz und Saarbrücken lebte.
Die Ulmenstraße wurde 1935 in „Runenweg“ umbenannt – auch ein Ausdruck nationalsozialistischer Propaganda, die sich im Stadtbild niederschlagen sollte. Im selben Jahr erschien das nationalsozialistische „Boykottheft“ mit der Auflistung jüdischer Gewerbetreibender. Hier wird der Name von Albert Strauß als Kaufmann und seine Adresse Runenweg 10 genannt (S. 25).
Im Zusammenhang mit den gewaltsamen Angriffen der Nationalsozialisten gegen Juden im November 1938 wurde Alberts Strauß` Bruder David, der in der Schwanenstraße 21 bei der Familie Levy wohnte, verhaftet und vom 15. bis 25. November 1938 im Gefängnis Bendahl durch die Geheime Staatspolizei in Schutzhaft genommen. Er emigrierte im Juni 1939 nach England.
Von ihrem Zuhause am Runenweg mussten sich Albert Strauß und seine Frau Maria am Montag, den 10. November 1941 auf den Weg zum Bahnhof Steinbeck machen, versehen mit ihrem Gepäck und Proviant. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurde die Familie nach Minsk deportiert, wo sie fünf Tage später ankamen. Vermutlich wurden sie alle sehr bald dort oder im nahegelegenen Wald von Maly Trostenez ermordet.
Albert Strauß wurde 46 Jahre alt.
Alberts Strauß` Schwester Dina Strauß, die als Krankenschwester in einem jüdischen Krankenhaus in Frankfurt am Main gearbeitet hatte, kam am 24. September 1942 im Ghetto Theresienstadt um. Seine Schwester Olivia war in Bad Soden verheiratet und verließ Deutschland rechtzeitig zusammen mit der Mutter, ihrem Mann und ihrer Tochter.
Sein Bruder David wurde am 15. Juli 1940 in England interniert und mit dem Schiff Sobieski nach Kanada verbracht, wo er bis zum 30. August 1943 im Lager Nr. 41, Ile Aux Noix, Quebec, interniert war. Er war zuvor erfolgreich als gutverdienender Reisender für die Firma Jacoby, Fabrikation und Großhandel für Damenkonfektion, seit Mitte oder Ende der 1920 tätig gewesen. Er starb 1965 in Montreal.
Albert Strauß` Schwiegermutter, Berta Haas, lebte zum Schluss in Wuppertal in einer der Zwangsunterkünfte in der Gartenstraße 24 und wurde nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 8. Oktober 1942 umkam. Sein Schwiegervater, Max Haas, kam von Köln aus ebenfalls nach Theresienstadt, wo er am 21. August 1942 starb.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250934, 250766 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk