Klara Heinemann, geb. Hirz
Klara Hirz wurde am 17. Dezember 1881 in Ahrweiler geboren. Sie war verheiratet mit dem neun Jahre älteren Kaufmann Josef Heinemann und hatte mit ihm zwei Kinder: Kurt, geboren 1907, und Hilde, geboren 1910, beide in Elberfeld. Die Familie lebte zunächst in der Bahnhofstraße 20a, später ganz in der Nähe in der Seilerstraße 10 in der Elberfelder Südstadt. Mit der privaten Wohnadresse ist Klara Heinemanns Mann auch im nationalsozialistischen „Boykottheft“ verzeichnet (S. 13), und es ist davon auszugehen, dass das Ehepaar alle üblichen Diskriminierungen und Vertreibungsversuche der nationalsozialistischen Führung zu erdulden hatte: Boykotte, gesellschaftliche Ächtung, Demütigung, den Pogrom im November 1938.
Vermutlich 1940 mussten Klara und Josef Heinemann in das Haus Grünstraße 22 mitten in der Elberfelder Innenstadt umziehen. Dort war auch ihre Tochter Hilde Herz mit ihrem Mann Erich eingewiesen worden. Ihr Sohn Kurt lebte und arbeitete als Kapellmeister und Pianist in Köln.
Nach und nach wurden im Haus Grünstraße 22 weitere jüdische Menschen zwangsweise untergebracht: Die Brüder Alexander und Simon Baier, die Ehepaare Max und Emilie David, Max und Regina Fränkel, Albert und Mathilde Walter und schließlich Rosa Weil. Die Lage spitzte sich zu.
Es muss schrecklich für Klara und Josef Heinemann gewesen sein, sich von ihrem Sohn Kurt zu verabschieden, der am 22. Oktober 1941 von Köln aus in das Ghetto von Łódź („Litzmannstadt“) verbracht wurde. Dass er im Mai 1942 von dort aus weiter in die Vernichtungsstätte Chełmno
kam und dort ermordet wurde, werden sie nicht mehr erfahren haben.
Zwei Wochen nach der Trennung von Kurt stand auch der Abschied von der Tochter Hilde und deren Mann Erich bevor, denn am Montag, den 10. November 1941 mussten fast alle Hausbewohner das Haus in der Grünstraße verlassen und sich zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Sie wurden in das Ghetto von Minsk deportiert. Nur das Ehepaar Walter und Rosa Weil blieben mit den Heinemanns zurück. Weder vom Sohn Kurt noch von der Tochter Hilde hörten Heinemanns je wieder etwas.
Am Montag, den 20. Juli 1942 sollten Klara Heinemann und ihr Mann Josef, zusammen mit Walters und Frau Weil, das Haus Grünstraße 22 mit ihrem Gepäck verlassen und sich zum Bahnhof Steinbeck begeben.
271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus mussten am Bahnhof Steinbeck einen Zug besteigen, der sie zunächst zum Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf brachte, wo sie eine Nacht verbringen mussten. Früh am nächsten Morgen wurden in einem Massentransport insgesamt über 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapo-Bezirk Düsseldorf in das Ghetto von Theresienstadt bei Prag deportiert. Danach gab es praktisch keine Jüdinnen und Juden mehr in Wuppertal, nur noch die wenigen, die mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren oder einen nichtjüdischen Elternteil hatten.
Am 21. September 1942 wurden Klara Heinemann und ihr Mann Josef in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und sofort ermordet.
Sie wurde 61 Jahre alt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 11405; Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt