Rosa Altgenug, geb. Groß
Über Rosa Altgenug ist nahezu nichts bekannt. Sie wurde am 9. September 1874 in Zweibrücken in der Pfalz als eine von mindesten zwei Töchtern der Eheleute Grohs geboren. Sie heiratete, vermutlich um 1895 den Kaufmann Karl Altgenug, der in erster Ehe mit ihrer Schwester verheiratet gewesen war, die jedoch an der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben war. So brachte Karl Altgenug bereits zwei kleine Kinder mit in die Ehe Walter, geboren 1892, und Erich, geboren 1894. Rosa brachte 1896 ein Mädchen zur Welt, Luise, und 1897 den jüngsten, Richard.
Im Elberfelder Adressbuch ist die Webwarenhandlung ihres Mannes Karl Altgenug, die er gemeinsam mit seinem Sohn Walter leitete, mit der Adresse Hofaue 46 aufgeführt, während die private Adresse der Eheleute die Vereinstraße 10 war. Dort wohnte auch Rosas Stiefsohn, Rechtsanwalt Dr. Erich Altgenug, mit seiner Frau Anneliese, geb. Odenheimer und der 1926 geborenen Tochter Hanne Eva. Rosas Sohn wurde Zahnarzt.
Rosa und Karl Altgenug gerieten in der NS-Zeit zunehmend unter Druck. Allen vier Kindern gelang es, 1938 auszuwandern: Walter und seine Frau gingen mit ihrer Tochter Helena (geb. 1925) in die USA, wohin auch Richard emigrierte, Erich wanderte mit der Familie, ebenfalls im August 1938, nach Brasilien aus, aber wohin die Tochter Luise ging, ist nicht bekannt. Wie bei so vielen Familien blieben die Eltern in Wuppertal zurück
Von 1939 bis 1942 wohnten Rosa und Karl Altgenug im Haus Gartenstraße 24, das dem 1921 verstorbenen Josef Röttgen und dessen Frau Milli, geb. Salomon, gehörte. Milli Röttgen war rechtzeitig in die USA ausgewandert und starb 1943 in New York.
Im Haus Gartenstraße 24 lebten auch noch weitere Jüdinnen und Juden: die Eheleute Jakob Kaufmann mit seiner Frau Wilhelmine, Michael Max Neumann mit seiner Frau Meta, dann Alfred Baum und Bertha Haas.
Am Montag, den 20. Juli 1942 mussten Rosa und Karl Altgenug, zusammen mit den anderen sechs Bewohnerinnen und Bewohnern, das Haus Gartenstraße 24 mit ihrem Gepäck verlassen und sich zum Bahnhof Steinbeck begeben. 271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus mussten dort einen Zug besteigen, der sie zunächst zum Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf brachte, wo sie eine Nacht verbringen mussten. Früh am nächsten Morgen wurden in einem Massentransport insgesamt über 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapo-Bezirk Düsseldorf in das Ghetto von Theresienstadt bei Prag deportiert. Danach gab es praktisch keine Jüdinnen und Juden mehr in Wuppertal, nur noch die wenigen, die mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren oder einen nichtjüdischen Elternteil hatten.
Ob Karl Altgenug die Fahrt nach Theresienstadt lebend überstanden hat, ist ungewiss. Schon am 29. Juli beurkundete die Ghettoverwaltung seinen Tod. Rosa Altgenug starb wenig später, am 23. September 1942. Sie wurde 68 Jahre alt.