Adolf Philipp Hartog

  • Geburtsdatum: 05.04.1891
  • Geburtsort: Aurich
  • Beruf: Gastwirt
  • Wohnort:

    Bahnhofstraße 16, Wülfingstraße 19a (zwangsweise), Bankstraße 2

  • Todesdatum: 07.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Adolf Hartog wurde am 5. April 1891 als Sohn von Philipp Hartog und seiner Frau Minna, geb. Jacobs, in Aurich in Ostfriesland geboren. Seine Eltern hatten 1888 in Sögel geheiratet. Dort heiratete auch Adolf Hartog am 4. Dezember 1920 die sechs Jahre jüngere Berta Jacobs. Zusammen hatten sie zwei Kinder: Friedel, geboren 1922, und Paul, geboren 1924. Die Familie wohnte in der Osterstraße 11 in Aurich.

Am 27. August zog Adolf Hartog mit seiner Familie nach Wuppertal-Elberfeld in die Bahnhofstraße 16. Im Brausenwerth 21 eröffnete er eine Gastwirtschaft.

Vermutlich musste er diese unter dem Druck der Nationalsozialisten aufgeben, denn später arbeitete er zwangsverpflichtet in der Gießerei „Hartmann und Pantel“ in Neviges. Seine Arbeitsbuchnummer lautete 198/169330. Später verrichtete er Zwangsarbeit bei der Stadt Wuppertal für einen Stundenlohn von 0,69 Reichsmark. Im Adressbuch 1940/41 wird als Wohnadresse der Familie das Haus Wülfingstraße 19a angegeben, wo bereits das Ehepaar Salomon und die dreiköpfige Familie Skurka wohnten. (Später sollten dort noch viele weiter Jüdinnen und Juden eingewiesen werden.)
Seit dem 1. Juni 1941 wohnte die Familie in der Bankstaße 2.

Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, mussten sich Adolf Hartog, seine Frau und seine Kinder Friedel und Paul mit nahezu 200 weiteren Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, Remscheid und Solingen am Wuppertaler Bahnhof Steinbeck einfinden. Von dort wurden sie alle nach Düsseldorf transportiert, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten, bevor sie am nächsten Tag ein großer Transportzug mit rund 1000 Menschen ins Ghetto von Łódź fuhr. Sie wurden im Ghetto mit 86 weiteren Personen in das Zimmer 11 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 beziehen. Adolf Hartog verfasste am 8. Dezember 1941 mit seiner Familie eine Postkarte an Gustav Levison in Wuppertal-Elberfeld, Gustav Hanemann-Straße 107. Darin schrieb er:
Mein lieber Gustav! Endlich will ich Dir auch mal einige Zeilen senden. Gedacht haben wir genug an Euch Alle. Wir sind Gottlob gesund & auch von Dir & Deiner Familie hoffe ich das Beste. Ich danke Dir noch vielmals für das Interesse, dass Du immer für uns gezeigt hast, auch Deiner lb. Frau. Wenn Ihr vielleicht die Absicht gehabt hättet, uns ein Paket oder Päckchen zu senden, so tut es nicht, da es nicht auskommt. Grüße bitte alle Bekannte, die noch dort sind. Lass bitte bald von Dir hören, & nimm Du, Deine Frau & Irmi herzl. Grüße von Deinem Adolf Hartog. Seine Tochter Friedel ergänzte: Gruß Ihre Friedel
Und auch Paul Hartog sandte Grüße: Auch ich sende die herzlichsten Grüße, Paul Hartog.
Seine Ehefrau Berta Hartog schrieb: Meine lb. Familie Levison. Täglichen sprachen wir von Ihnen u. konnten noch nicht schreiben. Ich danke Ihnen auch vielmals für Ihre liebevolle Fürsorge. Schreiben Sie uns bitte mal ausführlich. Wir können Ihnen von uns nur berichten, dass wir gesund sind. Ich grüße Sie meine lb. Drei herzlichst. Ihre Berta Hartog.

Die Postkarte kam aber nie bei ihrem Empfänger an, sondern wurde beschlagnahmt. Gustav Levison war Kaufmann und Vertreter und wird sowohl in den Adressbüchern 1936 und 1940/41 als auch im nationalsozialistischen Boykottheft von 1935 verzeichnet (hier S. 17). Vermutlich hat er den Holocaust überlebt.

Am 6. Mai 1942 wurde die gesamte Familie Hartog mit dem III. Transport aus dem Ghetto von Łódź in die Vernichtungsstätte Chełmno gebracht und am nächsten Tag ermordet.

Adolf Hartog war 51 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011