Alfred Sobotki

Abraham Sobotki, gen. Alfred

  • Geburtsdatum: 11.03.1878
  • Geburtsort: Schildberg/ Posen
  • Beruf: Kaufmann, Geschäftsführer
  • Wohnort:

    Sandstraße 7

  • Todesdatum: 10.10.1942
  • Todesort: Ghetto Łódź

Abraham Sobotki, genannt Alfred, wurde am 11. März 1878 in Schildberg in Posen geboren. Seine Eltern waren Benjamin und Mania Sobotki, geb. Wabik. Er hatte noch einen Bruder, Oskar, und mindestens eine Schwester, Hanna. Eventuell war auch Alberta, später verheiratete Cohnreich, seine Schwester.

Von Köln aus kam er nach Elberfeld, wo seine Frau Johanna, geb. Alexander geboren worden war. In Elberfeld wurden nun auch die beiden Töchter geboren: Ruth 1904 und Alice 1905. Die Familie lebte in der Sandstraße 7. 1909 aber zog die Familie nach Solingen um, wo 1909 die Tochter Lisa zur Welt kann.

Abraham Sobotki diente im 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 im Landwehr-Infanterie-Regiment 17, dann als Unteroffizier.

Von 1928 bis zum 5. August 1931 war er Pächter der Gaststätte des Gewerkschaftshauses Solingen, die dann bis Oktober 1933 vom DMV in Eigenregie geführt wurde. Danach blieb er, abgesehen von Notstandsarbeiten, von 1937 bis 1938, arbeitslos.

In Solingen zog die Familie häufig um: Von der Turmstraße 1 in die Kaiserstraße 95, von dort in die Kurfürstenstraße 95, dann in die Cäcilienstraße 8, von dort in die Kölner Straße 45, dann in den Karl-Schurz-Weg 12, von dort in die Erzbergerstraße 11, dann in die Weyersberger Straße 14, und schließlich in die Johannisstraße 12.

Eine Liste der Synagogengemeinde Solingen vom 1. April 1939 verzeichnet Abraham Sobotki und seine Frau als „ausgewandert“. Das Ehepaar hatte versucht, illegal über die Grenze nach Belgien zu kommen, wo bereits ihre Töchter Ruth und Lisa lebten. Dorthin hatte die verheiratete Tochter Alice Bettenhausen auch ihre Tochter Jutta, Johannas Enkelin, mit einem Kindertransport schicken können. Aber dieser Fluchtplan scheiterte, und sie mussten zurückkehren. Sobotkis zogen nun, am 15. April 1939, in das „Judenhaus“ in der Florastraße 65. Dort war Abraham Sobotki als Zwangsarbeiter, wahrscheinlich bei der „Kohlen-, Kartoffel- und Fouragehandlung Wilhelm Thiel Söhne“ tätig war.

Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste Alfred Sobotki mit seiner Frau Johanna und seiner Tochter Alice Bettenhausen zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen. Mit rund 200 weiteren Jüdinnen und Juden wurde er zunächst nach Düsseldorf Derendorf gefahren, wo alle improvisiert auf dem Schlachthofgelände übernachten mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein Transportzug mit rund 100 Menschen in das Ghetto von Łódź.

Im Ghetto mussten Abraham und Johanna Sobotki mit weiteren Personen das Zimmer 4 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 beziehen. Vom II. „Aussiedlungstransport“ am 5. Mai 1942 konnte Alfred Sobotki seine Frau und sich durch den Nachweis seiner Kriegsauszeichnungen (Eisernes Kreuz II. Klasse) zurückstellen lassen. Er bezog im Ghetto zunächst weiterhin ein Ruhegehalt der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin. Allerdings wurden diese Zahlungen im März/ April 1942 eingestellt. Alfred Sobotki führte von den Zahlungen, die er am 31. Dezember 1941 und am 2. Januar 1942 erhielt, zwei Drittel an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab.

Ab dem 18. Mai 1942 wohnte Abraham Sobotki, nachdem die Kollektivunterkünfte Mitte Mai 1942 aufgelöst worden waren, mit seiner Frau und seiner Tochter Alice Bettenhausen in der Wohnung 2 in der Holzstraße 39 und später in die Wohnung 2 in der Holzstraße 34. Alfred Sobotkis Frau Johanna wurde im September 1942 aus dem Ghetto von Lodz „ausgesiedelt“ und ermordet. Er selbst und seine Tochter überlebten diese Ermordungsaktion im September 1942. Alfred Sobotki starb am 10. Oktober 1942 im Ghetto Łódź. Er war 64 Jahre alt.

Alice Bettenhausen schrieb am 20. Mai 1944 eine Postkarte an Frau Hugo Weck, die Schwiegermutter ihrer Schwester Lisa: Liebe Mutter! Viele herzliche Grüße von hier sendet Euch Alice. Ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe? Leider muss ich Euch mitteilen, dass Vater gestorben ist. Von Mutter habe ich auch lange nichts gehört. Sei bitte so gut und verständige alle meine Lieben, sie sollen meiner gedenken. Viele Grüße, Alice.

Sie wurde am 27. Juni 1944 in der Vernichtungsstätte Chełmno ermordet.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 660