Ludwig Grüneberg und seine Frau Sofie, geb. Mendel

Ludwig Louis Grüneberg

  • Geburtsdatum: 28.05.1876
  • Geburtsort: Hachen
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Bleichstraße 6 (heute Bundesallee), Adersstraße 30, Hofaue 69 (zwangsweise)

  • Todesdatum: 11.12.1943
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Ludwig (Louis) Grüneberg wurde am 28. Mai 1876 in Hachen (heute ein Stadtteil von Sundern im Sauerland) geboren. Vermutlich kurz nach der Jahrhundertwende heiratete er Sophie Mendel aus Linnich bei Düren und zog mit ihr nach Elberfeld, wo Ludwig, vermutlich mit einem Bruder oder dem Vater seiner Frau, ein Geschäft für Schablonenstickerei und einen Großhandel für Tapisseriewaren gründete. Im Elberfelder Adressbuch von 1925 ist seine Firma „Grüneberg & Mendel“ mit der Adresse Adersstraße 30 verzeichnet.

1905 wurde das erste Kind geboren: Hilde. Sie starb schon im Alter von 14 Jahren und ist auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg bestattet (Feld F, Reihe IV). Am 11. November 1911 kam der Sohn Rudolf zur Welt, drei Jahre später, am 20. März 1914, folgte eine Schwester. Das jüngste Kind war Richard, der am 8. Februar 1916 geboren wurde.

Ludwigs spätere Schwiegertochter, Luise Treistmann, berichtete: Die haben ein Geschäft auf der Hofaue gehabt. Sie hießen Grüneberg. Ihnen ging es finanziell nicht sehr gut. Aber sie haben alles darangesetzt, dass ihre Kinder eine gute Zukunft haben würden.

Tatsächlich hatte Ludwig Grüneberg seine Firma in der „Bleichstraße 6“. (Diese Straße gibt es in Elberfeld heute nicht mehr, sondern ist heute ein Teil der Bundesallee.) Erst in der wirtschaftlich sich zuspitzenden Zeit lebten Grünebergs in der Hofaue 69, wo nach 1938 viele jüdische Familien einzogen.

Richtig ist, dass Ludwig und seine Frau Sophie sehr ehrgeizig mit ihren Kindern waren: Rudolf studierte in Berlin Medizin und promovierte in Basel. Er emigrierte im Juli 1939 nach England, wo schon seine Freundin Luise Treistmann auf ihn wartete. Am 30. August heirateten die beiden.

Richard hingegen machte zunächst eine Tischlerlehre, vermutlich, weil er aus zionistischer Überzeugung einen „handfesten“ Beruf erlernen wollte, mit dem er einem noch zu schaffenden jüdischen Staat nützlich werden konnte. Im Elberfelder Adressbuch 1940 ist er mit der Berufsbezeichnung „Schreiner“ in der Alsenstraße 34 verzeichnet. Ein Vetter von Ludwig Grüneberg, der Arzt Dr. Leo (Levi) Grüneberg, war Gründer und Vorsitzender der zionistischen Ortsgruppe in Elberfeld und hat Richard sicherlich geprägt. 1939 emigrierte Richard mit seiner Frau nach England und später, 1945, nach Palästina. Er verdiente sein Geld als Landarbeiter und beteiligte sich als Helfer bei archäologischen Ausgrabungen. Das brachte ihn zum Archäologiestudium – er promovierte, habilitierte sich und hatte schließlich den Lehrstuhl für Ägyptologie an der Universität Tel Aviv inne.

Auch seine Schwester Ilse ging nach Israel.

Das aber erlebten Ludwig und seine Frau Sophie nicht mehr.

Am 20. Juli 1942 mussten sie sich mit vorgeschriebenem Gepäck auf dem Bahnhof Steinbeck einfinden und wurden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sophie starb dort am 11. Februar 1943, ihr Mann Ludwig genau 10 Monate später am 11. Dezember 1943.

Ludwig Grüneberg wurde 67 Jahre.

Die letzte Karte, die der Sohn Rudi von England aus an die Eltern schrieb, kam zurück mit dem Vermerk „en voyage“.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250 533, 420415; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge, Sammlung Föhse; Interview Dr. Stephen Gruneberg, London; Sammlung Gruneberg