Marietta Heidelberg
Am 10. April 1930 wurde Marietta Heidelberg als Nachzüglerin und einzige Tochter der Eheleute Frieda und Artur Heidelberg in Duisburg geboren. 1921 war in Elberfeld schon der Bruder Gerd geboren worden, 1923 ebenfalls dort Horst.
Am Montag, 10. November 1941, wurde die ganze Familie Heidelberg von Wuppertal aus nach Minsk deportiert. Marietta war gerade elf Jahre alt. Auch ihre Tante Luise Falkenheim, deren Mann Berthold und ihre beiden Kusinen, die sechzehnjährige Margot und die achtjährige Johanna, waren mit auf dem Transport.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Marietta Heidelberg war elf Jahre alt, als man sie deportierte.
Keiner aus der Familie überlebte.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246213, 246002, 246214 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Adressbuch JKG, Deportationsliste Minsk