Rosa Ernestine Michels, geb. Wolfsheimer, gen. Erna

  • Geburtsdatum: 15.07.1896
  • Geburtsort: Pirmasens
  • Beruf: Kontoristin, Prokuristin, Korrespondentin
  • Wohnort:

    Berliner Straße 126 (heute Hofkamp), Jägerhofstraße 15, Herzogstraße 31, Wirmhof 8 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Rosa Ernestine Wolfsheimer, genannt Erna, wurde am 15. Juli 1896 in Pirmasens geboren. Ihre Eltern waren Philipp Wolfsheimer und seine Frau Fanny, geb. Kahn. Erna Wolfsheimer hatte noch zwei Schwestern: Julia und Gertrud.

Von 1903 bis 1907 besuchte Erna Wolfsheimer die Volksschule in Pirmasens, anschließend die Höhere Töchterschule, die sie 1913 mit der Mittleren Reife abschloss. Danach besuchte sie für ein Jahr das Mansfield College in Margate in England und absolvierte dort unter anderem das Musikexamen. Im Juni 1914 kehrte sie nach Deutschland zurück und arbeitete nun bis 1918 als Kauffrau in der elterlichen Ledergroßhandlung in Pirmasens. 1918 zog die Familie Wolfsheimer mit ihrem Betrieb nach München um. Erna Wolfsheimer leitete dort das Büro der Ledergroßhandlung.

Am 14. April 1921 heiratete Erna Wolfsheimer in München den zehn Jahre älteren Kaufmann Karl Otto Michels und zog mit ihm nach Berlin, wo sie am 7. Mai 1922 ihren Sohn Werner zur Welt brachte. 1926 zog die kleine Familie nach Elberfeld, wo Erna Michels Mann in die Firma Arthur Inow & Co. AG eintrat, die ihren Sitz am Kolk 27 hatte. Auch Erna Michels arbeitete hier als Büroangestellte. Am 17. Februar 1929 brachte Erna Michels ihr zweites Kind, ein Mädchen zur Welt: Ellen-Ruth.

Im April 1933 gründete Erna Michels Ehemann in der Hofaue 46 die Kleiderstoffgroßhandlung Carl Michels, in der sie Geschäftsführerin wurde. Privat wohnte die Familie in der Berliner Straße 126 (heute Hofkamp), in der Jägerhofstraße 15 und in der Herzogstraße 31.

Mit der Machtübernahme geriet selbstverständlich auch die Firma der jüdischen Familie und diese selbst zunehmend unter Druck. 1935 wurde der Name „Carl Michels“ im nationalsozialistischen „Boykottheft“ mit Branche: Tuche, und Adresse: Hofaue 46, verzeichnet. Nach den gewalttätigen antijüdischen Aktionen vom November 1938 mussten Erna und Carl Michels aufgeben und ließen ihre Firma am 12. Dezember 1938 arisieren. Der neue Inhaber war die Firma Rotthaus & Melcher oHG (Solingen, Klingenstraße 72).

Im Mai 1939 entschieden sich Erna und Carl Michels, ihren Sohn Werner mit der Kölner jüdischen Schule „Jawne“, die er besuchte, nach England bringen zu lassen. Ungefähr zur selben Zeit konnten die Eltern auch ihre zehnjährige Tochter Ruth ins Ausland schicken – nach Palästina zu ihrer Tante Gertrud Sharon. Beide Kinder waren nun in Sicherheit. Mit der Aufhebung des Mieterschutzes für Jüdinnen und Juden mussten Erna Michels und ihr Mann eine neue Unterkunft beziehen, und zwar im Wirmhof 8.

Für eine Auswanderung war es nun zu spät. Am Montag, den 10. November 1941, mussten sie sich, ausgerüstet mit Gepäck und Proviant, vom Wirmhof zum Steinbecker Bahnhof begeben. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Erna Michels war 45 Jahre alt, als man sie deportierte.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246367a