Emil Goldschmidt

  • Geburtsdatum: 24.05.1876
  • Geburtsort: Delligsen
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Kaiser-Wilhelm-Allee 14, Herzogstraße 16/18, Roonstraße 22, Bleicherstraße 10 (zwangsweise)

  • Todesdatum: 01.03.1944
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Emil Goldschmidt wurde am 24. Mai 1876 in Delligsen im Landkreis Holzminden in Niedersachsen geboren. Ein Jahr später wurde seine Schwester Selma, im folgenden Franziska geboren. Alle drei Geschwister zog es ins Wuppertal. Seit dem 23. Juli 1907 betrieb Emil Goldschmidt ein gutgehendes Einzelhandel-Spezialgeschäft für Herrenartikel, Wäsche und Krawatten auf der Herzogstraße 16/18. Seine Schwestern gründeten in der Barmer Schuchardstraße 37 die Firma S. und F. Goldschmidt, Bekleidung, Putz- und Modewaren.
Verheiratet war Emil Goldschmidt mit Rosa, geb. Eichmann. Am 29. März 1908 wurde der Sohn Lothar, am 10. Mai 1912 die Tochter Edith in Elberfeld geboren. Die Familie lebte in einer großzügigen Villa mit elf Zimmern in der Kaiser-Wilhelm-Allee 14.

Spätestens im Jahr 1938 waren die wirtschaftlichen Repressalien gegen Juden so stark geworden, dass auch Emil Goldschmidt aufgeben und sein Geschäft „arisieren“ lassen musste; der neue Eigentümer war Friedrich Wollank, der den Besitzerwechsel ohne jedes Schuldbewusstsein im General-Anzeiger vom 1. November 1938 bewarb.

Eine Woche später brannten in Wuppertal die Synagogen. Fanatische und vom nationalsozialistischen „Gedenktag“ des 9. November aufgeputschte Judenhasser überfielen jüdische Bürger mitten in der Nacht in ihren Wohnungen, brachen in Geschäfte ein, zerstörten, raubten und plünderten. Emils Sohn Lothar wurde in Haft genommen und später in das Konzentrationslager Dachau verschleppt – Emil selbst war mit seinen 62 Jahren vermutlich schon zu alt, um als geeignet in diese Geiselhaft genommen zu werden.

Emil ließ sein Haus in der Kaiser-Wilhelm-Allee zu vier Einzelwohnungen umbauen, in denen er selbst nur noch eine bewohnte. Aber auch das wurde zu kostspielig, weil die Einnahmen nun fehlten, so dass er, zusammen mit dem zurückgekehrten Sohn, eine Wohnung in der Roonstraße 22 bezog, wo noch weitere jüdische Mieter lebten, die seit dem Pogrom in großer Angst und Aufregung waren. Allen war klar, dass man emigrieren musste.

Für Emils Sohn Lothar stand fest, dass er Mitte April 1939 das Land verlassen würde, aber drei Tage vor seiner Ausreise wurde er verhaftet, weil zwei jungen Frauen aus dem Haus – „arische“ Dienstmädchen – ihn wegen eines sexuellen Übergriffs denunziert hatten. Lothar sollte, trotz aller beharrlichen Bemühung des jüdischen Rechtsanwalts Gustav Brück, trotz sehr guter Leumundsaussagen befreundeter Familien, früherer Kollegen und selbstverständlich seines Vaters, nicht mehr in die Freiheit kommen. Die Sorge um den Sohn wird das Leben des Vaters in dieser Zeit gänzlich bestimmt haben, weil auch seine eigene Ausreise ganz davon abhing, ob Lothar wieder freikommen würde.

Am 30. September 1941 sah sich Emil Goldschmidt gezwungen, in eine Wohnung im Haus der Eheleute Rappoport in der Bleicherstraße 10 umzuziehen (heute ein Teil der Bundesallee in Elberfeld), wo ihm zwei Zimmer zur Verfügung standen.

Auch seine Heirat mit Jeanette Apfel am 27. Mai 1942 muss vor dem Hintergrund der sich jetzt extrem zuspitzenden Lage der Juden in Deutschland gesehen werden: Seit September 1941 mussten Juden den gelben Judenstern tragen, im Oktober und November waren in dichter Folge fast Hunderte jüdische Männer, Frauen und Kindern deportiert worden und im April 1942 noch einmal über 60 Menschen, so dass jetzt in Wuppertal nur noch die wenigen lebten, die bisher verschont waren und nicht die Mittel hatten und Wege kannten, vor den Deportationen zu flüchten. Die Lage war hoch gefährlich und mit Solidarität und Hilfe von der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung nicht zu rechnen.

So wurden Emil Goldschmidt und seine Frau Jeanette am 20. Juli 1942 mit dem letzten Transport Wuppertaler Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert. Er kam dort am 1. März 1944 um, Jeanette wurde wenige Monate später nach Auschwitz deportiert und dort am 17. Mai ermordet. Emil Goldschmidt war 68 Jahre alt.

Bildnachweis


Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Gerichtsakte des Landgerichts Wuppertal, Inv.Nr. BAS 0258; StdA DT MK; LAV NRW OWL D107 Nr. 17; Deportationsliste Theresienstadt; Stadtarchiv Wuppertal: Akte für Wiedergutmachung 430860