Tekla Theofina Kaplan, geb. Zajfert
Thekla Theofina Zajfert wurde am 8. Januar 1900 im polnischen Żychlin
in der heutigen Woywodschaft Łódź geboren. Verheiratet war sie mit dem Schneider Abraham Kaplan, der im selben Ort wie sie geboren worden war. Wie viele jüdische Schneider aus Osteuropa kamen auch die Kaplans vermutlich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ins Wuppertal. Tekla Kaplan hatte mit ihrem Mann drei Kinder: Moritz, geboren 1921, Dora, geboren 1924 und als Nachzügler Siegfried, geboren 1932. Die Familie lebte in Elberfeld in der Wilhelmstraße 27a.
Das nationalsozialistische „Boykottheft“ von 1935 führt Abraham Kaplan als Eigentümer einer Schneiderei mit den Adressen Morianstraße 24 und Kipdorf 91 auf.
Die Familie Kaplan wird alle Repressionen und Schikanen der nationalsozialistischen Behörden zu spüren bekommen haben. Der älteste Sohn Moritz erinnerte sich später an die Vorgänge im Zusammenhang „Polenaktion“ vom 28. Oktober 1938 im Vorfeld der Pogrome vom November. Er war damals 17 Jahre alt:
Im Jahre 1938 […] wurden wir gewarnt von einem Freund in der Kriminalpolizei, dass eine Aktion stattfinden wird. So entkamen wir der Haft. Mein Vater und ich gingen am frühen Morgen durch den „Wall“ um nach Düsseldorf zu fahren und sahen die Vernichtung jüdischer Geschäfte – das war nicht weit von unserer letzten Adresse, Kipdorf 91. Auf dem Wege zum Hauptbahnhof auf dem Döppersberg sahen wir noch die für den Abtransport nach Polen in Haft genommenen Menschen! Und sahen ihnen wehleidig nach.
Moritz Kaplan und seine jüngere Schwester Dora hatten das große Glück, 1939 mit einem sogenannten „Kindertransport“ nach England entkommen zu können. Moritz lebte später in Kanada, seine Schwester in den USA.
Tekla Kaplan und ihr Mann flüchteten noch im Jahr 1938 mit ihrem sechsjährigen Sohn Siegfried nach Holland und von dort nach Brüssel in Belgien. Nach der Besetzung des Landes durch die Deutsche Wehrmacht wurden sie im SS-Sammellager Mechelen bei Brüssel interniert. Seit dem 5. Juni 1942 mussten sie sich mit dem diskriminierenden „Judenstern“ kennzeichnen.
Es gibt einen Hinweis, dass Abraham Kaplan am 8. September 1942 von Mechelen nach Koźle in der heutigen Woywodschaft Oppeln verbracht wurde, wo in den Jahren 1942 bis 1944 ein Zwangsarbeitslager der Organisation Schmelt eingerichtet war. Hier waren zeitweise bis zu 4.000 Menschen untergebracht. Tatsächlich ließ SS-Brigadeführer Albrecht Schmelt mit Erlaubnis Heinrich Himmlers zwischen dem 26. August und dem 9. November 1942 mehrere Deportationszüge aus Westeuropa in Koźle halten, um dort insgesamt 8.000 bis 10.000 kräftige Juden als Zwangsarbeiter zu rekrutieren. Ab April 1944 wurde es organisatorisch als Außenlager von Auschwitz (unter der Bezeichnung „Blechhammer“) geführt. Die zumeist männlichen Häftlinge mussten für die IG Farben Zwangsarbeit leisten. Bevor die Rote Armee das Lager erreichte, wurden die Häftlinge auf den „Todesmarsch“ geschickt – mehr als 800 starben.
Es gibt Hinweise, dass auch Tekla Kaplans damals zehnjähriger Sohn Siegfried nach Koźle kam, aber sicherlich nicht zum Einsatz als Zwangsarbeiter. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass die ganze Familie in diese Stadt verbracht wurde und Abraham dort arbeitete. Denn offensichtlich konnten die Zwangsarbeiter im Ort bei ihren Familien wohnen.
Tekla Kaplans Sohn Moritz schreibt, dass seine Eltern und sein kleiner Bruder direkt von Mechelen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden:
Wir waren drei Geschwister: Meine Schwester Dora – wohnhaft zur Zeit in Los Angeles, und mein Bruder Siegfried, der mit meinen geflüchteten Eltern im Jahre 1939 nach Brüssel emigrierte, aus dem Internierungslager Malines mit dem Convoi unter den Nummern 898, 899 und 900 nach Auschwitz verschickt wurde.
Fest steht, dass alle drei am Ende in das Vernichtungslager Auschwitz verbracht und dort ermordet wurden. Thekla Kaplan wurde höchstens 45 Jahre alt.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250434