Gertrud Daniel

  • Geburtsdatum: 04.11.1909
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Wohnort:

    Markgrafenstraße 16

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Gertrud Daniel wurde am 4. November 1909 in Elberfeld als Tochter des Kaufmanns Bruno Daniel und seiner Frau Franziska, geb. Kahn, geboren. Sie hatte zwei jüngere Schwestern, Ruth Anni und Elisabeth. Die Familie wohnte in der Markgrafenstraße 16 in der Elberfelder Südstadt. Gertrud Daniels Vater Bruno Daniel arbeitete als Vertreter. Ein großes Unglück betraf die Familie, als die jüngste der Schwestern, Elisabeth, im Alter von 13 Jahren 1926 starb. Ihre Familie setzte sie auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg auf dem Kindergrabfeld bei (Feld B /V).

Über Gertrud Daniels Kindheit, Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt. Vermutlich um 1930 heiratete ihre Schwester Ruth Anni den sieben Jahre älteren Arthur Damith aus Bayern, der offensichtlich erst kurz zuvor nach Elberfeld gekommen war. Arthur und Ruth Damith wohnten in der Adersstraße 23 nicht weit von den Eltern und Gertrud und ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Mit Sicherheit haben die Familien Daniel und Damith genauso unter den nationalsozialistischen Boykottierungen und den allgemeinen diskriminierenden Einschränkungen zu leiden wie alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Arthur Damith musste offensichtlich im Jahr 1940 in Remscheid Zwangsarbeit verrichten, denn ein Dokument belegt seine versicherungspflichtige Zeit als „Fremdarbeiter“ durch die AOK, Zweigstelle Lüttringhausen.

Am Montag, den 10. November 1941, musste sich Gertrud Daniel von ihren Eltern Bruno und Franziska Daniel verabschieden. Wie ihre Schwester und ihr Schwager hatte sie den Befehl erhalten, sich am Bahnhof Steinbeck einzufinden, versehen mit ihrem Gepäck und Proviant. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurden die drei jungen Leute nach Minsk deportiert. Die Eltern blieben zurück.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Gertrud Daniel war 32 Jahre alt, als man sie deportierte.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 618893