Alex Cohnen

Alex Cohnen

  • Geburtsdatum: 25.06.1878
  • Geburtsort: Garzweiler
  • Beruf: Handelsvertreter, Kaufmann
  • Wohnort:

    Kaiserstraße 16, Herzogstraße 31, Völklinger Straße 16, Borkumer Straße 24, Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße – zwangsweise)

  • Todesdatum: 18.05.1946
  • Todesort: Wuppertal

Alexander, genannt Alex, Cohnen wurde als drittes von vier Kindern am 25. Juni 1878 in Garzweiler geboren. Seine Eltern, Josef und Bertha Cohnen, geb. Fränkel, hatten noch zwei Söhne, Albert und Hermann, und eine Tochter, Selma. Ende des 19. Jahrhunderts zog die ganze Familie nach Elberfeld, in eine damals aufblühende und vielversprechende Industrie- und Handelsstadt, die Arbeit und Wohlstand versprach.

Hier absolvierte Alex gemeinsam mit seinem Bruder Albert eine kaufmännische Lehre in einem Betrieb in der Hofaue, damals einem international bekannten und vernetzten Handelsplatz.

Seit November 1915 diente er im Ersten Weltkriegs und war bis Kriegsende als Soldat an der Westfront. Erhalten sind im Archiv der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal verschiedene Dokumente und Objekte aus dieser Zeit, unter anderen sein Soldbuch von 1915 und seine Erkennungsmarke.

Wieder nach Elberfeld zurückgekehrt machte sich Alex als Handelsvertreter für Tabakwaren selbständig, und auch sein Bruder Albert war mit einem eigenen Geschäft in der gleichen Branche tätig. Die Geschwister Hermann und Selma, die auch im Wuppertal gelebt hatten, waren da bereits nach Berlin gezogen.

1923 heiratete Alex die Elberfelderin Grete Hackstätter, die nicht jüdisch, sondern evangelisch war, trotz der Vorbehalte in seiner Familie wegen ihrer Religion. Zusammen bekamen sie zwei Söhne: den 1923 geborenen Herbert und Albert, der 1928 zur Welt kam.

Gemeinsam mit seinen Söhnen gehörte Alex der jüdischen Gemeinde an, sie gingen zur Synagoge in der Elberfelder Genügsamkeitstraße und später, nach dem Umzug Richtung Barmen zur dortigen Synagoge in der Scheurenstraße.

Als ehemaliger Soldat des Ersten Weltkriegs war Alex Mitglied im Reichsbund jüdische Frontsoldaten und bekam noch 1934 das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. Trotzdem verlor er durch die nationalsozialistischen Repressionen und antijüdischen Gesetze und Bestimmungen sein Einkommen und musste sein Geschäft aufgeben.

Im November 1938, als die Nationalsozialisten die Synagogen in Brand setzten und die Geschäfte jüdischer Inhaber zerstörten, wollten sie auch Alex Cohnen aus seiner Wohnung in der Völklinger Straße holen. Doch ein Nachbar, der selbst den Nationalsozialisten angehörte, beschwichtigte die Angreifer und erreichte, dass die Familie Cohnen unbehelligt blieb. Am nächsten Tag allerdings wurde Alex Cohnen trotzdem verhaftet und einige Zeit im Polizeigefängnis in der Bachstraße inhaftiert.

Eine weitere Schikane war die fristlose Kündigung der Wohnung der Cohnens, gegen die Alex mithilfe eines Rechtsanwalts Berufung einlegte, um Zeit zu gewinnen. Doch obwohl er Recht bekam, wurde die Kündigung nicht aufgehoben, und die Familie fand auf die Schnelle eine neue Wohnung, diesmal in der Borkumer Straße.

Zusätzlich zu diesen Problemen, denen sich die Familie ausgesetzt sah, hatte der ältere Sohn, Herbert, mit vierzehn Jahren eine Kinderlähmung bekommen und war auf Gehhilfen angewiesen. Ab 1940 konnte er eine Ausbildung in einem Heim für Behinderte in Bigge absolvieren. Da man ihn dort aber bald nicht mehr schützen konnte und er auch, wie alle anderen Juden, den gelben Stern tragen musste, kam er 1942 zurück nach Wuppertal. Hier wurde er, trotz seiner starken körperlichen Behinderung, zur Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb verpflichtet. Auch sein Vater Alex und sein Bruder Albert mussten Zwangsarbeit leisten.

Nach der Bombardierung der Innenstadt von Elberfeld am 25. Juni 1943 wollte Alex Cohnen Papier zum Verdunkeln der Fenster kaufen, deren Scheiben durch die Explosion zersprungen waren. Herbert Cohnen erinnerte sich: „Jetzt hieß es: Fenster verdunkeln. Die Schreibwarenhandlung Ihne in der Sophienstraße hatte Papier. Mein Vater, in der Aufregung, nimmt eine Jacke, ohne Judenstern, und geht los, um das zu kaufen. Und da muss jemand gegenüber gewohnt haben, der meinen Vater so gesehen und angezeigt hat. Und da haben sie ihn mitgenommen. Weil er den Judenstern nicht getragen hat. Und mein Vater kam nicht wieder vom Papierholen.“

Alex wurde wegen „Sternvergehens“ verhaftet, im Polizeigefängnis festgehalten und anschließend nach Auschwitz deportiert.

Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erreichte der schwer misshandelte Alex Cohnen zunächst Berlin und traf dort auf seine Söhne, die im September 1944 in das zum Konzentrationslager umgewandelte Jüdische Krankenhaus an der Iranischen Straße gebracht worden waren. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten gelangten sie nach Hause zurück. Alex Cohnen starb aber schon im Mai 1946 an den Folgen der schweren Misshandlungen und Verwundungen.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Foto: Matthias Wellmer

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 11140, 11142, 12446; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, bes. Konvolut Cohnen