Adele Lewin

  • Geburtsdatum: 06.10.1916
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Beruf: Verkäuferin
  • Wohnort:

    Wielandstraße 5

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Adele Lewin wurde am 6. Oktober 1916 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren Baruch Bernhard Lewin und dessen Frau Lena, geb. Aberstein. Adele Lewin hatte zwei ältere Geschwister: David Wolf, der 1907 in Łódź geboren wurde, und Hilde, die wie sie selbst in Elberfeld zur Welt kam, im Jahr 1914.

Adele Lewins Eltern betrieben einen Rohproduktenhandel in der Bogenstraße 5 (seit 1935 Wielandstraße) in der Elberfelder Nordstadt. Das war offensichtlich sehr erfolgreich, denn laut Adressbuch von 1925 war Baruch Lewin, der sich mit seinem bürgerlichen Vornamen „Bernhard“ eintragen ließ, Eigentümer der beiden Mietshäuser Bogenstraße 3 und 5.

Adele Lewin besuchte die Volksschule und arbeitete ab 1931 als Verkäuferin im Kaufhaus Leonard Tietz in Elberfeld. Im August 1935 wurde ihr als Jüdin von der neuen Unternehmensführung gekündigt.

Am Freitag, den 28. Oktober 1938, ereilte die Familie Lewin, wie so viele andere jüdische Familien polnischer Staatsangehörigkeit, ein Abschiebebefehl. Insgesamt 130 Personen aus Wuppertal wurden an diesem Tag an die deutsch-polnische Grenze nach Bentschen (polnisch Zbąszyń) in ein Lager abgeschoben, insgesamt rund 17.000 Menschen aus dem gesamten damaligen Deutschen Reich. Auch Adele Lewin, ihr Vater und ihr Bruder waren betroffen.

Nur durch die Bemühungen ihrer Schwester Hilde, die ein Ausreisevisum nach Siam besorgt hatte, konnten alle drei wieder nach Wuppertal zurückkehren. Vom 6. Mai 1940 bis zum 1. November 1941 wurde Adele Lewin nun zur Zwangsarbeit bei den Ri-Ri-Werken verpflichtet.

Am 15. April 1939 gelang es ihrer Schwester Hilde und deren Ehemann Otto Lachs, über die Niederlande nach Belgien zu flüchten. Sie überlebte in der Gemeinde Liac (Pyrenäen), indem sie bis zur Befreiung am 10. September 1944 dort untergetaucht lebte.

Auch Adele Lewins Bruder David Wolf emigrierte nach Belgien, im Juli 1939. Aber er wurde dort im Jahr 1942 inhaftiert und über das Lager Mechelen (Malines) nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Adele Lewin und ihrem Vater ist die Auswanderung nicht mehr gelungen; sie scheiterte durch den Kriegsausbruch am 1. September 1939.

Am Montag, den 10. November 1941, musste sich Adele von ihrem Vater verabschieden und mit Gepäck und Proviant am Bahnhof Steinbeck einfinden. Dort stand bereits ein langer Transportzug mit über 1000 Personen, der die Jüdinnen und Juden aus dem Gestapobezirk Düsseldorf in das Ghetto Minsk deportieren sollte. Der Zug erreichte Minsk fünf Tage später. Was dort dann genau geschah, ist ungewiss. Vermutlich wurden die Menschen sehr bald im Ghetto oder im Vernichtungslager Maly Trostenez erschossen oder erschlagen. Ein genaues Todesdatum gibt es für Adele Lewin nicht.

Sie wurde höchstens 29 Jahre alt.

Vermutlich erschöpft und deprimiert durch die schlimmen Ereignisse erkrankte Adele Lewins Mutter und wurde in die ehemalige „Israelitische Kuranstalt – Dr. Jacoby’sche Heil- und Pflegeanstalt“ Bendorf-Sayn bei Koblenz eingewiesen. Dort starb sie am 31. Mai 1942 – ein Grab gibt es nicht.

Am Sonntag, den 20. Juli 1942, wurde dann auch Adele Lewins Vater deportiert – nach Theresienstadt. Die einzige Überlebende der Familie war ihre Schwester Hilde, verheiratete Lachs.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250526, 250527, 250528, 246299, 615163 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Genisa