Franziska Schweizer
Franziska Schweizer wurde am 9. Mai 1873 in Herborn in Hessen geboren. Über ihren familiären Hintergrund ist nichts bekannt, aber die Eintragungen im Elberfelder Adressbuch von 1934 lassen darauf schließen, dass sie als Geschäftsführerin beruflich eigenständig und selbstbewusst war:
Demnach existierte in der Alsenstraße 53 in der Elberfelder Südstadt ein Geschäft für Baubedarf und Eisenwaren, die Firma „Schweizer & vom Hofe“, und der kleine Lorbeerkranz bedeutet, dass dieses Unternehmen bereits seit über 25 Jahren existierte. Als Inhaber wird Johann Leopold Schweizer genannt, der privat ganz in der Nähe, in der Seilerstraße 42, wohnte. Es gab darüber hinaus noch eine Witwe Josef Schweizer mit Wohnung in der Cronenberger Straße 130a, was nicht weit entfernt ist.
Im 1935 veröffentlichten nationalsozialistischen „Boykottheft“ wird Franziska Schweizer als Geschäftsführerin mit Adresse „Alsenstraße 36“ aufgeführt – was aber ein Fehler ist, denn die Firma war auch in den nächsten Jahren immer in der Nummer 53. Selbst im Adressbuch von 1940/41 wird Johann Leopold Schweizer immer noch als Eigentümer dieses Hauses genannt.
Aus welchem Grund genau Franziska Schweizer schließlich in das Haus von Sophie Simon in die Tannenbergstraße 12 umziehen musste, ist nicht klar. Dieses Haus war zu einer Sammelunterkunft erklärt worden, so dass hier im Herbst 1941 und Sommer 1942 viele Menschen einzogen, die ihre ursprünglichen Wohnungen hatten verlassen müssen. Außer Franziska Schweizer waren das im Sommer 1942 noch zehn Personen, die in banger Stimmung warteten, was mit ihnen passieren würde.
Am Montag, den 20. Juli 1942, mussten alle jüdischen Hausbewohnerinnen und Bewohner das Haus Tannenbergstraße 12 verlassen und sich mit ihrem genau vorgeschriebenen Gepäck zum nahen Bahnhof Steinbeck begeben. Von dort wurden sie nach Düsseldorf gefahren, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag fuhr dann ein Transportzug mit 20 Personenwagen in das Ghetto Theresienstadt.
Am 21. September 1942 wurde Franziska Schweizer aus dem Ghetto mit einem Transport in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort sehr wahrscheinlich sofort ermordet.
Sie wurde 69 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 76646; https://www.herborn-erleben.de/sehen-entdecken/das-muss-man-sehen/wider-das-vergessen/