Ilse Brack, geb. Strauss
Ilse Strauss wurde am 10. März 1904 als Tochter von Alfred und Fanny Strauss, geb. Mansbacher, in Elberfeld geboren. Sie hatte eine ein Jahr jüngere Schwester, Liselotte.
Ilse Strauss` Vater führte ein Geschäft für „Artikel für Schneiderinnen“, laut Elberfelder Adressbuch von 1925 in der Kölner Straße 70, später in der Wortmannstraße 42. Mit dieser Adresse und der Branche „Futterstoffe“ erscheint sein Name dann auch im nationalsozialistischen Boykottheft von 1935 (S. 25).
Ilse Strauss verlor ihre Mutter Fanny schon am 29. Januar 1924. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg auf Feld E V.
Unter dem Druck und dem dauernden Boykott der Nationalsozialisten hatten selbstverständlich auch das Geschäft und damit die Einnahmen des väterlichen Unternehmens zu leiden. Die Umsätze gingen drastisch zurück. Nach der Pogromnacht 1942 flüchtete Ilse Strauss` Vater illegal nach Belgien. Über seinen weiteren Verbleib ist nichts bekannt.
Nach der Flucht ihres Vaters standen Ilse Strauss und ihre Schwester Liselotte mittellos da, weil die Gestapo das gesamte Vermögen der Familie beschlagnahmt hatte.
Im Frühjahr 1940 heiratete Ilse Strauss, 36jährig, den ein Jahr jüngeren Willy Brack. Sie wohnte nun mit ihm und ihrer Schwiegermutter Meta Krüpke im Haus Zollstraße 11, das im Besitz von Dr. Paul Wetzstein war, dem Sohn des Kantors Magnus Wetzstein. Paul Wetzstein war schon nach Südafrika emigriert und hatte sein Haus der jüdischen Gemeinde zur Verfügung gestellt, unter anderem für eine Wohlfahrtsküche der Gemeinde.
Wie ihr Mann und ihre Schwester arbeitete Ilse Brack in den Ri-Ri-Werken in Wuppertal-Wichlinghausen. Laut der Vermögenserklärung bekam sie dort 15 Reichsmark als Wochenlohn.
Ilse Bracks Schwägerin Gertrud Ross sagte nach dem Krieg aus, dass ihr Bruder Willi Brack und ihre Mutter einige Tage vor der Deportation von den Gestapo-Beamten Manfeld und Hufenstuhl im Barmer Polizeipräsidium Formulare ausgehändigt bekamen, auf denen sie ihr gesamtes Eigentum auflisten mussten.
Zusammen mit ihrem Mann, ihrer Schwiegermutter und ihrer Schwester Liselotte wurde Ilse Brack am Sonntag, den 26. Oktober 1941, vom Bahnhof Wuppertal-Steinbeck mit insgesamt 200 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, Remscheid und Solingen zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Tag fuhr ein Massentransport in das Ghetto von Łódź deportiert.
Im Ghetto lebten sie in der Kollektivunterkunft an der Fischstraße 15 im Zimmer 11. Ilse Brack gab im Ghetto ihr Arbeitsbuch ab. Es war unter dem Mädchennamen Ilse Strauss angelegt worden und trug die Nummer 88/227207. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie am 12. Mai 1942 mit dem XI. Transport aus dem Getto Łódź „ausgesiedelt“ und am nächsten Tag in Chełmno ermordet.
Sie wurde 38 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Lodz; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011